Wetterprognosen: Wie wird der Sommer?

Wetterprognosen: Wie wird der Sommer?
Im Juli und August wird es überdurchschnittlich warm, sagen Meteorologen. Das bedeutet aber nicht Badewetter.

Mehrmals täglich bekommt ORF-Meteorologe Marcus Wadsak derzeit von Freunden und Bekannten, die heiraten oder auf Urlaub fahren wollen, die Frage gestellt: Und, wie wird der Sommer?

Dann sagt der 41-Jährige: "Wärmer als der Winter – und mehr Sonne."

Im Ernst: Die aktuelle Saison-Prognose der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) verspricht einen "zu warmen Hochsommer". Die Durchschnittstemperatur wird für die Monate Juni bis August mit 17,5 Grad vorhergesagt. Zwar dürfte der Juni kühler als normal werden, aber dann geht es mit den Temperaturen bergauf – vor allem der August soll uns mit 60 Prozent Wahrscheinlichkeit überdurchschnittlich warmes Wetter bringen.

Nur ein Trend

Der Wetter-Experte auf der Hohen Warte warnt vor zu hohen Erwartungen. "Es wäre verfehlt, diese Prognosen für eine Urlaubsplanung herzunehmen", sagt Alexander Kann, Meteorologe an der ZAMG. "Aus diesen Daten kann man kein Wetter für bestimmte Orte und Tage ableiten, sondern lediglich großräumige und langfristige Trends."

Ein Beispiel: Der August soll – laut Prognose – überdurchschnittlich warm werden. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns auf Badewetter freuen können. "Es kann sein, dass es meist dicht bewölkt ist; dadurch kühlt es in der Nacht nicht so ab. So ist es im Durchschnitt zwar wärmer, obwohl die Sonne weniger scheint."

Die Klima-Modelle werden vom Europäischen Zentrum für mittelfristige Wetterprognose in Großbritannien berechnet. Dazu werden Satelliten, Bojen, Flugzeuge und Bodenstationen verwendet. Doch auch wenn die Modelle exakt sind, müssen es die Prognosen nicht sein. Fundierte Wettervorhersagen sind auch im dritten Jahrtausend auf einen Zeitraum von weniger als zwei Wochen beschränkt. Kann: "Je länger in die Zukunft prognostiziert wird, desto unsicherer wird es. Die Atmosphäre ist ein chao­tisches System, in dem sich kleinste Störungen rasch auswirken können."

Besonders deutlich wurde das beim Klima-Phänomen El Niño, das schwere Niederschläge in Südamerika und Dürren in Australien be­wirkte. "Man könnte sagen: Die Natur weiß jetzt noch nicht, wie sie sich entwickeln wird", sagt Kann.

Alpen sind anders

Österreichs Topografie mache längerfristige Vorhersagen besonders schwierig. "Saison­prognosen funktionieren gut in küstennahen Gebieten", erklärt Kann. Im Alpenraum hingegen würden viele lokale Faktoren hinzukommen. Noch dazu liege Österreich im ständigen Einfluss verschiedener Klimazonen – feuchtem Atlantikwetter, trockener Kontinentalwitterung und polarer Kaltluft.

Für den ORF-Wetter­experten Marcus Wadsak ist der Siebenschläfertag am 27. Juni (Gedenktag für die Sieben Schläfer von Ephesus) ein wichtiges Indiz dafür, wie sich das Wetter ent­wickeln kann. Wenn sich rund um diesen Tag das Azorenhoch deutlich über Europa ausbreitet, wird der Sommer meist trocken und und heiß.

Wadsak: "Die Saison-Prognose der Hohen Warte und der Siebenschläfertag sind die einzigen Möglichkeiten, die wir Meteorologen für Vorhersagen haben – mehr geht nicht." Auch wenn die Freunde noch so drängen.

Der Sommer? Sonnig, warm, kühl und verregnet

Wetterprognosen: Wie wird der Sommer?

Seit 40 Jahren trägt Horst Nöbl aus Saalfelden (Salzburg) Tag für Tag seine Wetterbeobachtungen in seine Kalender ein. Sonnendauer, Temperatur, Luftdruck, Bewölkungsgrad und Niederschlagsmenge. Für jedes Jahr ein Kalender. Daraus erstellt der 70-jährige Hobby-Meteorologe seine Wetterprognosen. "Zu 80 Prozent liege ich damit richtig", erklärt er stolz. So sagte Nöbl auch einen extremen Winter 2011/2012 voraus, mit immensen Schneemassen und sibirischen Temperaturen.

Nun hat der Wetter­forscher eine Prognose für den (Salzburger) Sommer erstellt. Bis Ende Juni sei es warm, ab 20. Juli ziehen viele Gewitter durchs Land, es komme zu heftigen Regenfällen und Hagel, ehe ab 20. August ein warmer Spätsommer erwartet wird.

Schenkt man dem 100-jährigen Kalender Glauben, wird 2012 wenig erfreulich: Er verspricht Kälte und viele Niederschläge. Sogar Reif sei in den Juni-Nächten noch möglich. Dauerregen gebe es im Hochsommer zwar nicht, aber immer wieder Niederschläge – und das bis Mitte Oktober. Erst danach beruhigt sich das Wetter und eine Trockenphase beginnt.

Der US-Wetterservice NCEP bietet weltweite Klimaprognosen an. Für Österreich sagt der Dienst einen "normalen Sommer" vorher. Der Juni soll in der ersten Hälfte wärmer sein als üblich, aber danach stabilisieren sich die Temperaturen auf Normalwerte. Auch beim Niederschlag werden keine extremen Verhältnisse prognostiziert – also keine Unwetter, kein wochenlanger Regen und auch keine ungewöhn­liche Trockenheit.

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