Wer steigt bei Frank Stronach ein?

Der Weg dorthin war allerdings weit. Berühmt wurde Stronach einst, als er auszog, um Kanada für sich zu erobern. Nach einem Jahr in Bern, wo er ein Zwischenspiel als aktiver Fußballer beim FC Helvetia gab, zog es ihn nach Nordamerika – nach eigenen Angaben mit „nur 200 Dollar in der Tasche“.
Die Gerüchte-Küche brodelt. Vor allem in der ÖVP suchte der Ex-Magna-Boss Unterstützer, kassierte aber viele Absagen.

Der Austro-Kanadier Frank Stronach gründet eine Partei, tritt im kommenden Jahr bei der Nationalratswahl an und geht selbst als Spitzenkandidat ins Rennen. So viel steht seit dem Wochenende fest.

Offen ist hingegen, wer die Mitstreiter des Milliardärs sind. Stronach will sein Team erst Ende September präsentieren. Kein Wunder, dass nun wilde Spekulationen darüber entbrannt sind, wen der Magna-Magnat für sich und seine Polit-Ziele gewinnen konnte.

Stronach war monatelang auf der Suche nach geeignetem Personal für seine politischen Ambitionen. Dass er nun selbst in der ersten Reihe steht, hat für Insider zwei Gründe. „Erstens passt es zu seinem Naturell – und zweitens wird er niemanden gefunden haben, der attraktiv genug als Spitzenkandidat gewesen wäre“, sagt einer, der Stronach schon seit Jahren gut kennt.

Tatsächlich haben einige Leute, die vermutlich das Potenzial für eine Nummer 1 in einer neuen Partei gehabt hätten, abgesagt. So etwa der steirische Ex-ÖVP-Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl. Auch Ex-Magna-Europa-Boss Siegfried Wolf wollte offenbar nicht für Freund „Frank“ an der Spitze stehen.

Um bei der Wahl 2013 antreten zu können, ist freilich mehr als ein Spitzenkandidat nötig. Stronach müsste 2600 Unterschriften sammeln oder die Unterstützung von drei Nationalrats-abgeordneten haben. Diese müssten nicht einmal für ihn kandidieren.

Kandidaten

Wer steigt bei Frank Stronach ein?

Möglich wäre zum Beispiel, dass Ex-Mitarbeiter und BZÖ-Mandatar Peter Westenthaler Stronach unterstützt. Kandidieren wird er – wie berichtet – nicht. Auch die ÖVP-Abgeordnete Karin Hakl soll gefragt worden sein. Die Tirolerin muss wegen der Telekom-Affäre um ihr Mandat zittern. Auf KURIER-Anfrage stellte sie gestern klar: „Ich kandidiere nicht."

Eine Stronach-Anfrage hat auch der Steirer Fritz Grillitsch erhalten. Der in der ÖVP in Ungnade gefallene Nationalratsabgeordnete – er hatte Thilo Sarrazin nach Graz eingeladen – könnte seinen Sitz 2013 verlieren. Er gilt als heißer Kandidat in doppelter Hinsicht: Er könnte für Stronach als einer von drei Mandataren unterschreiben – und für ihn kandidieren. Das wollte er dem KURIER so nicht bestätigen.

Wer steigt bei Frank Stronach ein?

Auf der Suche nach Personal für die Nationalratswahl-Liste soll Stronach zudem Ex-ÖVP-Landesrat Gerhard Hirschmann kontaktiert haben. Was daraus wurde, ist nicht bekannt. Auch Ex-ÖVP-Nationalratsabgeordneter Ferry Maier wurde gefragt. „Frank Stronach hat vor sechs Wochen versucht, mich zu erreichen." Es habe aber nie Gespräche gegeben. „Wegen seiner Haltung zu Europa und dem Euro kann es da keine Gemeinsamkeiten geben", argumentiert Maier via KURIER. Stronach will, dass Österreich möglichst rasch aus dem Euro aussteigt und den Schilling wieder einführt.

Neben den Genannten soll Stronach Sportler und Wissenschaftler ins Visier genommen haben. So soll er sich mit Ex-Rektorenchef Hans Sünkel und dem Grazer TU-Rektor Harald Kainz getroffen haben. Beide waren gestern nicht erreichbar.

Reaktionen

Politologe Peter Filzmaier ordnet die Frage nach Stronachs Mitstreitern weit hinten ein: „Ob jetzt noch B- und C-Promis dazukommen, ist eine nette Mediengeschichte, aber im Prinzip egal." Stronach sei die Marke. „Aber er muss sich die Präsenz erst schaffen und daher zwanghaft in Szene setzen. Das kann funktionieren. Er läuft aber Gefahr, dass er zu einer Lugner-ähnlichen Marke wird."

Politiker im Steuerparadies

Die Magna Europa-Zentrale, das Frank Stronach Institut und auch Frank Stronachs Wohnsitz finden sich zwar in Oberwaltersdorf – für die Steuer hat Stronach seinen Lebensmittelpunkt aber im Schweizerischen Zug. Der Vorteil liegt laut Schweizer Medien auf der Hand. „In Zug schuf er ein privates (Vermögens-)Versteck“, schrieb einst das Magazin Bilanz. 1994 kehrte Stronach Kanada den Rücken und gründete die Schweizer Gesellschaft Stronach & Co. Laut der kanadischen Zeitung Ottawa Citizen hat ihm dieser Schritt 200 Millionen Dollar an Steuern erspart. Dabei hilft ein Firmengeflecht in Steuerparadiesen wie der Kanalinsel Jersey (Enzian Investment), in Liechtenstein (Bergenie Anstalt) und Island (Magna Investments á Islandi). Für das Wahlrecht ist das kein Problem: Seit 1989 dürfen Steuer-Ausländer auch in den Nationalrat, heißt es im Innenministerium. Fraglich ist nur, ob Stronach beim Einzug ins Parlament auch hier steuerpflichtig wird.

Voraussetzungen für Kandidatur

Das Frank Stronach Institut galt als Vorstufe, nun soll die Parteigründung folgen. Dafür ist gar nicht viel nötig, erklärt der Politologe Peter Filzmaier: „Für eine Parteigründung braucht es nur einen Zettel mit einem rudimentären Statement zur Parteilinie, den man beim Innenministerium einreicht, sowie eine Veröffentlichung." Nachsatz: „Das ist nicht schwieriger als bei jedem Briefmarkensammelverein."

Schwieriger wird es, wenn man bei einer Nationalratswahl antreten will. „Um als wahlwerbende Gruppierung zu kandidieren, wäre an sich gar keine Parteigründung notwendig. Es genügt, sich als Liste zu formieren. Voraussetzung sind aber 2600 Unterstützungserklärungen für eine österreichweite Kandidatur", sagt der Politologe Hubert Sickinger. Filzmaier ist zuversichtlich: „Das schafft auch eine KPÖ." Einfacher ist freilich die Alternative: „Stronach kann auch drei Nationalratsabgeordnete als Unterstützer gewinnen."

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