Virus verknotet Schlangen

Den Titel "Größte Angst der Österreicher" haben Schlangen, Spinnen und Ungeziefer ergattert. 39 Prozent fürchten sich davor.
Schlangen, die sich verknoten, in den Himmel starren und verhungern. Nun scheinen Forscher das Rätsel um die tödliche Krankheit gelöst zu haben.

Schlangen. Sie verknoten sich wie Brezel, essen kaum oder würgen Nahrung wieder hoch, starren teilnahmslos in den Himmel und wirken betrunken. Der Tod folgt alsbald. Was steckt hinter diesem abnormalen Verhalten? Wovon werden die Tiere dahin gerafft?

In den 1980er Jahren stießen Wissenschafter das erste Mal auf die als "Inclusion Body Disease", kurz IBD, bekannte tödliche Krankheit. Seitdem jagen Schlangen-Forscher dem Geheimnis hinterher. Lange Zeit wurde ein Virus als Ursache dahinter vermutet. Doch der Beweis fehlte.

Outbreak im Aquarium

Virus verknotet Schlangen

Nun scheint der Durchbruch nach einem jüngsten IBD-Ausbruch im Steinhart Aquarium in San Francisco gelungen zu sein: Biochemiker Mark Stenglein von der University of California und sein Team analysierten das genetische Material der infizierten Schlangen - und fanden tatsächlich Hinweise, die zu einem bis dato unbekannten Virus führen, wie nationalgeographic.com schreibt.

Das Virus scheint laut Stenglein ähnlich dem "Arenavirus" zu sein (eine Virus-Klasse, die bisher nur bei Säugetieren bekannt war), passt jedoch nicht in die zwei bisher bekannten Kategorien. Zudem enthält das Schlangen-Virus ein Gen, das eng verwandt mit dem Ebola-Virus ist, das selbst zur Klasse der Filoviren gezählt wird. Ebola zählt zu den ansteckendsten Krankheiten.

Das neue Schlangen-Virus vereint somit Aspekte zweier komplett verschiedenartiger Virenklassen. Für Stenglein, Co-Autor der Studie, die im August erschien, heißt dies vereinfacht gesagt: Entweder ist das Virus Millionen Jahre alt. Oder es wurde durch eine kürzliche Verschmelzung von Arena- und Filo-Virus kreiert.

Virus verknotet Schlangen

Für Tierärzte sind die jüngsten Entdeckungen hilfreich: Bald dürften Schlangen einer genetischen Untersuchung unterzogen werden, bevor sie etwa in einem Zoo zu ihren Artgenossen stoßen. Eine mögliche Ausbreitung der Krankheit soll so verhindert werden.

Für die erkrankten Schlangen ist dies alles wenig tröstlich: Eine Behandlung oder Heilung von IBD ist derzeit nicht in Sicht.

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