Verdächtiges Kuvert im Innenministerium

Verdächtiges Kuvert im Innenministerium
Ein an Ministerin Mikl-Leitner adressierter Brief mit weißem Pulver sorgte für eine Schrecksekunde, ist aber harmlos.

Am Montag läuteten im Innenministerium in der Wiener Herrengasse die Alarmglocken. In der Kanzlei von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hatte eine Mitarbeiterin am Nachmittag einen Brief geöffnet. Das in Westösterreich aufgegebene Kuvert kam der Frau sofort verdächtig vor. Aus dem geöffneten Brief rieselte ihr ein weißes Pulver entgegen. Dieses ist jedoch nach letzten Erkenntnissen harmlos.

Die Beamtin reagiert sofort und verständigte die Sicherheitskräfte. Bereits wenige Minuten später waren nicht nur eine Polizeistreife und der Kriminaldienst im ersten Stock des Innenministeriums. Es wurden auch Sprengstoff-Sachverständige,eine ABC-Abwehreinheit des Bundesheeres und Amtsärzte in die Herrengasse gerufen. Ein Anschlag eines irren Einzeltäters mit dem Biokampfstoff "Anthrax" wurde zu diesem Zeitpunkt nicht ausgeschlossen. Die anwesenden Beamten wurden dekontaminiert. "Eine reine Vorsichtsmaßnahme", hieß es.

Kein Anthrax

Für Mittwoch werden die Laborergebnisse erwartet. Die Kanzlei-Mitarbeiterin ist wohlauf. "Derzeit gibt es keine Anzeichen auf eine Erkrankung", erklärt Gollia. Die Innenministerin war zu diesem Zeitpunkt nicht anwesend.

Die Suche nach dem Absender läuft. Aus ermittlungstaktischen Gründen wird der Aufgabeort in Westösterreich geheim gehalten. Der Vorfall ist nicht das erste Brief-Attentat auf einen heimischen Politiker. Ein 49-Jähriger verschickte im Jahr 2008 in Oberösterreich fünf Pakete mit Buttersäure. Der Empfänger des ersten Pakets, der SPÖ-Landespolitiker Rudolf Prinz, wurde beim Öffnen der Postsendung leicht verletzt. Die restlichen Pakete, die an zwei ÖVP-Politiker und zwei Beamte adressiert waren, wurden abgefangen. Der zu zehn Monaten unbedingter Haft verurteilte Absender wollte seinen Opfern einen "Denkzettel" wegen eines geplatzten Grundstücksdeals verpassen.

Anthrax: Tödliche Infektionskrankheit

Milzbrand (oder Anthrax) ist eine Infektionskrankheit, die seit dem Altertum bekannt ist. Lungenmilzbrand durch Einatmen führt hundertprozentig zum Tod. Im Ersten Weltkrieg setzte ihn das deutsche Militär im Balkan als Kampfmittel ein - allerdings nur gegen Tiere. Im Zweiten Weltkrieg experimentierten Frankreich, Großbritannien, die USA und die UdSSR mit Milzbrandbomben.

Die "Anthrax attacks" von 2001 in den USA wurden im Verlauf mehrerer Wochen nach dem 18. September 2001 (eine Woche nach den Terroranschlägen am 11. September 2001) verübt. Briefe mit Milzbranderregern wurden an Nachrichtensender und Politiker verschickt. Fünf Menschen starben.

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