Vatikan beruft Botschafter aus Irland ab

Vatikan beruft Botschafter aus Irland ab
"Abgehoben, elitär und narzisstisch" hatte Irlands Premier den Vatikan im Missbrauchsskandal geheißen. Der Heilige Stuhl reagiert.

Es waren schwere Vorwürfe, die Irlands Premier Enda Kenny vergangene Woche gegen den Vatikan gerichtet hatte. Anlässlich der Veröffentlichung des so genannten Cloyne-Reports hatte Kenny den Heiligen Stuhl bezichtigt, Untersuchungen behindert und die Vergewaltigung von Kindern heruntergespielt zu haben. Anstatt Schritte gegen das Unrecht zu unternehmen, sei der Vorrang der Institution Kirche hochgehalten, ihre Macht und ihr Ruf betont worden.

Der Vatikan reagierte am Montag auf diplomatischer Ebene: Erzbischof Giuseppe Leanza, Vatikanbotschafter in Irland, wurde einbestellt. Der Cloyne-Report war die vierte größere Veröffentlichung innerhalb von sechs Jahren über das Vertuschen von Missbrauch in der katholischen Kirche in Irland. In der Diözese Cloyne war Bischof John Magee tätig, dessen Rücktritt Papst Benedikt XVI. im vergangenen Jahr akzeptiert hatte. Ihm war nachgewiesen worden, die Untersuchungen fehlgeleitet zu haben. Außerdem wurden ihm "Fehler beim Schutz von Kindern" vorgeworfen.

Harsche Worte

Vatikan beruft Botschafter aus Irland ab

"Erstmals in Irland wird in einem Report über Kindesmissbrauch dargestellt, dass der Heilige Stuhl versucht hat, in einer souveränen Republik Untersuchungen zu behindern", waren Kennys Worte. Der Bericht lege offen, wie "abgehoben, elitär und narzisstisch die Kultur des Vatikan" sei. Vergewaltigung von Kindern werde heruntergespielt, stattdessen würden der Vorrang der Institution Kirche hochgehalten, ihre Macht und ihre Reputation betont.

Irland erschüttert

Die katholische Kirche in Irland war im Jahr 2009 durch gleich zwei Untersuchungsberichte schwer erschüttert worden. Diese hatten den jahrzehntelangen tausendfachen Missbrauch von Kindern unter dem Dach der Kirche dokumentiert. Papst Benedikt hatte darauf 2010 in einem Hirtenbrief Stellung genommen. Die Priester und Ordensleute, die Kinder missbraucht hätten, sollten ihre Schuld offen eingestehen und sich der Rechtsprechung unterwerfen. Auch in den USA, Belgien und Deutschland waren zahlreiche Missbrauchsfälle bekanntgeworden.

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