USA geben Cyberstrategie bekannt

Die langerwartete Cyberstrategie ist für einige Kritiker zu defensiv ausgefallen. Die USA haben außerdem einen Hackerangriff eingeräumt.

Die Veröffentlichung der neuen Cyberstrategie nahmen die USA zum Anlass, um eine Beichte in Sachen Datendiebstahl abzulegen: Das Verteidigungsministerium gab einen der größten Datendiebstähle in der Geschichte des Pentagons zu. Der stellvertretende US-Verteidigungsminister William Lynn sagte am Donnerstag, im März seien auf einen Schlag 24.000 geheime Dateien entwendet worden. Das Pentagon gehe davon aus, dass eine ausländische Regierung hinter dem Angriff stecke. Gleichzeitig wurde die langerwartete Cyberstrategie veröffentlicht. Im Kampf gegen Computerhacker wollen die USA künftig auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Ausland setzen, um eine "kollektive Selbstverteidigung" zu ermöglichen, heißt es dazu.

Cyberstrategie

Das Strategiepapier war seit Monaten erwartet worden. Es soll verdeutlichen, wie das Pentagon die Verteidigung der USA zu Luft, Land, Wasser und im Weltall auf die virtuelle Welt ausdehnen will. Die Strategie soll von der im vergangenen Jahr gegründeten Spezialeinheit "Cyber Command" umgesetzt werden. Dazu sollen die Soldaten besser ausgebildet werden, auch mit Hilfe von konkreten Abwehrübungen und Kriegssimulationen. Ein Ziel dabei sei es, künftig bei einer Attacke vereinzelte oder auch alle Pentagon-Operationen innerhalb kürzester Zeit auf sichere Netzwerke umleiten zu können. Auch sollen künftig innerhalb des gesamten Verteidigungsministeriums neue "Hygiene-Standards" für den Umgang mit vertraulichen Daten durchgesetzt werden, damit sie nicht mehr unversehens nach Außen gelangen könnten. Auch Datendieben und Saboteuren aus den eigenen Reihen soll schneller das Handwerk gelegt werden können.

Defensiver als erwartet

Die Strategie ist im Ton wesentlich defensiver als erwartet worden war. Noch im Mai war aus dem Pentagon verlautet worden, dass schwere Hackerangriffe aus dem Ausland in dem Papier als Kriegshandlung eingestuft werden, die auch Gegenschläge mit konventionellen Waffen erforderlich machen könnten. Darauf geht die neue Strategie ebenso wenig ein wie auf die Möglichkeit, offensive Cyberkriege gegen Feinde zu führen.

So mancher Pentagon-Mitarbeiter vertritt aber eine härtere Linie. Kritiker fordern eine Umverteilung der Ressourcen im Verteidigungsministerium hin zum Kampf gegen Angriffe aus dem Netz. Vor allem von China soll demnach eine große Gefahr ausgehen. General James Cartwright ist die Strategie noch zu defensiv. " Als nächstes sollten wir über eine Strategie diskutieren, die Hackern signalisiert: Wenn du das tust, dann wird das für dich Konsequenzen haben," sagte Cartwright, ein Pentagon-Mitarbeiter, der sich mit dem Thema Internetsicherheit auseinandersetzt, dem Onlinemagazin Wired.

Internationaler Schulterschluss verlangt

Besonderen Wert wird in dem Papier auf internationale Zusammenarbeit gelegt. Nur mit einem gemeinsamen Bewusstsein und gegenseitigen Warnungen auf globaler Ebene könnten Angreifer im Internet unschädlich gemacht werden, heißt es im Papier, und weiter: "Kein einzelner Staat, keine einzelne Organisation kann alleine eine effektive Abwehr aufrechterhalten." Das Pentagon wolle dazu mit einer wachsenden Zahl internationaler Partner unter anderem gemeinsame Warnsysteme und Trainingsprogramme aufbauen. Jedes Land solle Verantwortung für Bereiche übernehmen, in denen es seine Stärken hat.

Millionen Hackerangriffe

Allein beim US-Militär müssten 15.000 Netzwerke und rund sieben Millionen Computer vor millionenfachen Hackerangriffen pro Tag beschützt werden, sagte Lynn. "Die Cyberbedrohung ist akut und potenziell verheerend. Gegner suchen konstant nach Schwachstellen." Pro Jahr würden so viele Informationen von den Festplatten amerikanischer Unternehmen, Universitäten und Behörden gestohlen, wie die Kongressbibliothek in Washington fasst. Dort stehen 147 Millionen Datenträger - davon allein 33 Millionen Bücher. Täglich würden mehr als 60.000 neue Computerschädlinge als Bedrohung identifiziert.

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