Unglückspiloten sahen einander nicht

Nach der Flugzeug-Kollision mit vier Toten in Zell am See steht fest: Die Piloten wussten, dass zwei Maschinen im Endanflug waren.

Es muss einfach auch viel Pech dabei gewesen sein. Der Unfall ist etwa damit vergleichbar, wie wenn man beim Autofahren einen toten Winkel hat", sagt Pressekoordinator Paul Empl einen Tag nach dem Flugzeug-Absturz in Zell am See, bei dem vier Menschen getötet wurden. Das vierte Opfer - der Pilot des Motorseglers - erlag noch am Sonntag im UKH seinen Verletzungen.

Wie der KURIER berichtete, waren am Sonntag ein Motorflugzeug und ein Motorsegler zusammengekracht. Aufgrund von Zeugenberichten lässt sich erahnen, was geschehen ist.
Beide Flieger waren im Landeanflug. Sie dürften durch den Funk voneinander gewusst haben, sind aber genau übereinander geflogen: "Der oben fliegende Motorsegler des Typs Dimona ist ein Tiefdecker. Wenn man runterschaut, sieht man die eigenen Tragflächen. Unten flog die Cessna, ein Hochdecker. Wenn der Pilot nach oben blickt, sieht er auch die eigenen Flächen. Die Piloten haben sich offensichtlich nicht gesehen", sagt Flugplatz-Geschäftsführer Christian Moser.

Zu spät

Laut Augenzeugen dürfte der Cessna-Pilot das andere Flugzeug im letzten Moment erblickt haben. „Der Untere wollte im Landeanflug noch durchstarten, gab Gas und touchierte den Motorsegler“, erklärt Moser. Die Insassen der Cessna, ein 31-jähriger Tiroler und seine 30-jährige Lebensgefährtin aus Ötztal-Bahnhof, waren sofort tot.

Auch eine 57-jährige Frau aus München konnte nur mehr tot geborgen werden. Die Deutsche hatte den Flug als Geburtstagsgeschenk bekommen. Der 57-jährige Pilot starb im Spital.
Experten müssen jetzt Wracks und Funksprüche analysieren – etwa, ob die Piloten miteinander kommuniziert und Distanzen falsch eingeschätzt haben.

Das Unglück geschah auf einem unkontrollierten Flugplatz, das bedeutet, jeder Pilot landet auf eigenes Risiko, fliegt auf Sicht und gibt Positionsmeldungen durch. „Der Betriebsleiter am Boden gab im aktuellen Fall zwei Mal per Funk durch, dass zwei Maschinen im Endanflug sind. Das heißt aber, er gibt eine Landeinformation, keine Genehmigung“, erklärt Moser.

Unkontrolliert

"Unkontrollierte Flugplätze sind nichts Besonderes", sagt Alfred Schmitzberger vom Aeroclub. In Österreich gibt es sechs kontrollierte Flughäfen und 45 unkontrollierte Flugplätze. "Im Straßenverkehr hat auch nicht jeder Zebrastreifen eine Ampel."

Von 2003 bis 2010 gab es laut Austro Control eine Zunahme der Kleinflugzeuge um 19 Prozent. "Jeden Flugplatz zum kontrollierten Luftraum mit Radar und Personal zu machen, hieße aber, jeden Rahmen zu sprengen", heißt es bei der Austro Control.

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