Überraschender Freispruch für Amanda Knox

Überraschender Freispruch für Amanda Knox
Der "Engel mit den Eisaugen" ist des Mordes an Meredith Kercher freigesprochen worden - aus Mangel an Beweisen.

Plötzlich wurde es laut und chaotisch im Gerichtssaal in Perugia. Nicht alle hatten sofort verstanden, was der Richter auf Italienisch gesagt hatte. Amanda Knox (24) und ihr Ex-Freund Raffaele Sollecito (27) sind nach vier Jahren im Gefängnis frei. Die junge Amerikanerin sackte wei-nend zusammen, als sie das Urteil gehört hatte. Jetzt will sie so schnell wie möglich zurück in die Vereinigten Staaten.

Überraschender Freispruch für Amanda Knox

Mit großem Interesse verfolgte man in Europa wie in den USA die verworrene Geschichte um Mord, Sex und Drogen, die sich vor vier Jahren in Perugia ereignet hatte. Die Studentin Meredith Kercher (21) war brutal ermordet worden. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand seither Amanda Knox als Hauptangeklagte, die 2009 mit Sollecito zu 26 bzw. 25 Jahren Haft verurteilt wurde. Sie legten Berufung ein. Der angebliche Mittäter Rudy Guede wurde in einem Kurzverfahren zu 16 Jahren Haft verurteilt. Guedes weiteres Schicksal ist fraglich. Die Suche nach dem Mörder müsse von vorne beginnen, kommentierten italienische Medien.

Die Mutter und die Geschwister des Mordopfers verfolgten den Urteilsspruch versteinert und brachen dann in Tränen aus. Ob sie noch beim Höchstgericht Berufung einlegen, war zunächst unklar. Unabhängig davon kann Amanda Knox in den nächsten Tagen in die USA reisen.

Beteuerungen

Überraschender Freispruch für Amanda Knox

Knox und Sollecito hatten vor dem Urteilsspruch in emotionalen Stellungnahmen erneut ihre Schuldlosigkeit beteuert. "Ich habe nie jemandem wehgetan. Ich kann kaum beschreiben, wie groß mein Leid ist", sagte Sollecito nach 1400 Tagen im Gefängnis. "Wäre ich an jenem Abend zu Hause gewesen, wäre ich vielleicht auch tot. Zum Glück war ich bei Raffaele", beteuerte Knox. "Ich möchte nach Hause, ich möchte nicht meine Zukunft verlieren, ich bin unschuldig." Und: "Ich habe nicht getötet, ich habe nicht vergewaltigt, ich war nicht da."

Meredith Kercher war am 2. November 2007 mit durchschnittener Kehle, vergewaltigt, halbnackt und von Messerstichen übersät in ihrer und Knox' gemeinsamer Wohnung in Perugia gefunden worden. Laut Staatsanwaltschaft wurde die Britin von Knox, Sollecito und Guede ermordet, weil sie Gruppensex verweigerte.

Streit um DNA-Spuren Über angebliche DNA-Spuren gab es widersprüchliche Angaben. In einem ersten Gutachten wurden Spuren von Sollecito am BH-Verschluss des Opfers und von Knox auf der vermeintlichen Mordwaffe, einem Küchenmesser, gefunden. In einem neuen Gutachten werden die Anschuldigungen widerlegt.

Überraschender Freispruch für Amanda Knox

Das einzige Urteil von 2009, das am Montag bestätigt wurde, war jenes der Verleumdung. Knox hatte den Barmann Patrick Lumumba kurz nach ihrer Festnahme des Mordes beschuldigt. Dafür bekam Knox eine Haftstrafe von drei Jahren - die hat sie aber bereits abgesessen.

Das Medieninteresse war riesig. Kamerateams aus aller Welt drängten vor das Gericht in der Kleinstadt. Bis ins kleinste Detail wurde vor allem aus dem Leben von Knox berichtet. Ihre Familie soll eine Million Dollar für PR-Kosten ausgegeben haben. Laut Guardian stand sogar ein Privatjet für Amandas Reise zurück in die USA bereit. Kurz vor Mitternacht verließ sie das Gefängnis, in dem sie fast vier Jahre eingesessen war, in einem schwarzen Mercedes.

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