Türkei: Film zeigt neues Selbstbewusstsein

Türkei: Film zeigt neues Selbstbewusstsein
„Fetih 1453“ heißt der Monumentalfilm, der Rekorde bricht. Die Geschichte der Eroberung Konstantinopels sorgt für Kontroversen.

17 Millionen Dollar Produktionskosten, 1200 Vorstellungen in mehr als 400 Kinosälen, eine Million Kino-Besucher am ersten Wochenende in der Türkei. Seit seiner Premiere am 16. Februar lässt der bisher teuerste türkische Film „Fetih 1453“ die Rekorde purzeln.

Der Film von Faruk Aksoy erzählt die Geschichte der Eroberung Konstantinopels durch das osmanische Heer unter der Führung von Sultan Mehmet II. im Jahre 1453. Die Übernahme der damaligen byzantinischen Hauptstadt führte zum Aufstieg des Osmanischen Reichs zur Weltmacht und bedeutete den endgültigen Zerfall des byzantinischen Reichs. Mehmet II. wurde daraufhin „Fetih, der Eroberer“ genannt. Der Film nimmt sich nicht nur heldenhafte Szenen und monumentale Hollywood-Schlachten zum Vorbild – er kopiert sie sogar.

Erdogan gefällt’s

Einer der Fans des Films ist der Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. In einer türkischen Zeitung äußerte er sich positiv über den Film. Und das nicht ohne Grund, denn es sind nicht Themen wie Heldentum, Mut und Ehre, die Diskussionen über den Film entstehen lassen. Wenn Tausende Osmanen vor einer Schlacht gemeinsam beten und kurz vor ihrem Tod den Namen Allahs rufen, und wenn die Christen ihre Gebete gegen Himmel richten, dann wird der Krieg im Film zum Heiligen Krieg erklärt, er wird zum Krieg der Religionen.

Das Motiv der Religion gewinnt Überhand, und die politischen Ziele in der Geschichte verlieren bei „Fetih 1453“ an Bedeutung. Denn der Film instrumentalisiert die Religion und genau das nützt Erdogan und seiner konservativ-islamisch geprägten Partei AKP.

Das Osmanische Reich symbolisiert Größe, ein Ziel, das auch Erdogan für die Türkei verfolgt: Das Land, das nach dem Zerfall des Osmanischen Reichs gegründet wurde, befindet sich in einem rasanten Aufstieg zur regionalen Macht. Erdogan könnte mit solchen Anspielungen auf die „gute alte Zeit“ zu einem neuen Bewusstsein der Türken verhelfen, zu einem Neo-Osmanismus.

Der Film sorgt nicht nur in der Türkei, sondern auch in anderen Ländern für Kontroversen. Ihm wird in der öffentlichen Debatte in Deutschland und Griechenland eine einseitige Darstellung der Geschichte vorgeworfen, denn er blende Übergriffe auf die damalige griechische Bevölkerung Konstantinopels aus. Die deutsche christliche Gruppe „Via Dolorosa“ ruft zum Boykott des Films auf, da sie antichristliche Botschaften erkennen will. Letzte Woche wurde die Internetseite des Films von Hackern zum Absturz gebracht.

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