Tschad: Töteten österreichische Soldaten Rebellen?

Tschad: Töteten österreichische Soldaten Rebellen?
Erstmals seit 1945 sollen Soldaten des Bundesheeres gegnerische Truppen getötet haben, berichtet "profil".

Der Einsatz des österreichischen Bundesheeres im Tschad könnte auf traurige Weise in die Geschichte eingehen: Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg sollen österreichische Soldaten im Gefecht mehrere Gegner getötet haben. Wie das Nachrichtenmagazin profil am Freitag berichtete, wurde ein Patrouillentrupp des Jagdkommandos am 18. August 2008 bei Guéréda etwa 140 Kilometer nordöstlich der Provinzhauptstadt Abéché mit raketengetriebenen Panzerabwehr-Granaten beschossen, die ihr Ziel nur knapp verfehlten.

In der Folge kam es zu einem "massiven Feuergefecht", wie profil einen nicht näher genannten Insider zitiert. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins sollen dabei mehrere Angreifer ums Leben gekommen sein. Eine Untersuchungskommission der Eufor, unter deren Kommando die österreichischen Soldaten im Tschad Dienst taten, ergab, dass diese kein Fehlverhalten begangen und nach dem EU-Mandat gehandelt hätten. Das erlaubt den Eufor-Soldaten, "alle notwendigen Mittel" einzusetzen, um Zivilisten, UN-Personal und sich selbst zu schützen.

Verteidigungsministerium: "Keine weiteren Vorfälle"

Schon länger kursierten Gerüchte über ein blutiges Gefecht der österreichischen Eufor-Soldaten. Bekannt wurde der aktuelle Vorfall nun, weil der Rechnungshof in einem Bericht den Munitionsverbrauch der Österreicher im Tschad als "nur teilweise dokumentiert und daher nicht nachvollziehbar" kritisierte. Insgesamt fehlen in dem Bericht Belege für Munition im Wert von 250.000 Euro. Diese soll nach profil-Informationen nicht nur in Gefechten verschossen worden sein, sondern auch für Schießübungen in der Wüste verwendet worden sein.

Von 2008 bis 2009 hatten rund 150 Bundesheersoldaten im Auftrag der EU im zentralafrikanischen Tschad hunderttausende Flüchtlinge vor Angriffen durch Rebellen und Banden geschützt. Bisher galt ein Angriff durch drei bewaffnete Kamelreiter als dramatischster Zwischenfall. Diese konnten allerdings ohne Einsatz von Waffen vertrieben werden.

Das Verteidigungsministerium dementiert, dass es neben den dokumentierten Vorfällen vom 18. August 2008 zu weiteren Schusswechseln gekommen ist: "Es hat keine weiteren derartigen Vorfälle unter Beteiligung österreichischer EUFOR-Soldaten gegeben", hieß es in einer Aussendung vom Freitag.

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