Tirol: Zank um Oligarchinnen-Umzug

Tirol: Zank um Oligarchinnen-Umzug
Geld ist nicht alles in Tirol: Die Oligarchin darf nicht um­ziehen. Rund um Kitzbühel ist man vom Trubel genervt.

Die Straße schlängelt sich die Anhöhe hinauf, biegt um eine malerische Kapelle und gibt den Blick auf eine Reihe prachtvoller Bauten frei, die sich in der Auracher Kochau an die sanften Hügel schmiegen. Hier logieren die Reichen.

Doch Nicht-EU-Bürger können in Tirol nicht ohne Weiteres ein Haus kaufen – selbst wenn sie noch so prominent sind. Sie müssen der Region auch Nutzen bringen.

Auf Jelena Baturina, die Ehefrau des ehemaligen Moskauer Bürgermeisters Juri Luschkow, trifft das zu. Sie betreibt in Kitzbühel ein Luxushotel und sichert 100 Jobs. Die Oligarchin zeigte sich auch spendabel, wenn es um die Unterstützung von Veranstaltungen ging. Deshalb durfte sie hier 2009, als ihr Mann noch Bürgermeister war, eine Villa kaufen.

Doch als sie 2010 (mittlerweile war Luschkow daheim in Russland in Ungnade gefallen) in ein Domizil nur einen Steinwurf entfernt ziehen wollte, damit ihre be­tagte Mutter einen Lift im Haus hat, legten sich die Behörden quer (siehe unten) . Die regionale Wirtschaftskammer mokierte sich, dass Baturina "angekündigte touristische Projekte" nur im Ansatz realisiert und ihr Engagement nachgelassen habe. Zudem seien die Gründe für den Umzug ausschließlich privater Natur.

Abwehr

Die Einheimischen sind über den Trubel, den die Milliardärin immer wieder verursacht, wenig erfreut. "Zur Baturina sag’ ich nichts, verschwindet!", ruft eine Anrainerin über den Zaun.

"Seit sie das Häusl hat, tut sie nichts mehr. Bei uns tritt die Dame ohnehin nicht in Erscheinung. Wir haben nichts von ihr. Es ist ja alles in Kitzbühel", sagt ein Auracher, der anonym bleiben will.

Ein anderer meint hinter vorgehaltener Hand: "Das mit der Mutter ist ein Vorwand. Die neue Villa ist abgeschiedener und größer." Die Familie sei eh nie da: "Dann stehen wegen vier Wochen im Jahr zwei Gebäude leer." Im Sommer, müsse man sich vorstellen, habe Baturina gar die Baufirma bezahlt, damit für die Dauer ihres Aufenthalts nebenan die Arbeiten eingestellt werden.

"Wir haben ein gutes Geschäftsverhältnis mit Frau Baturina. Zu irgendeinem Häusertausch sage ich nichts", wehrt eine Unternehmerin entschieden ab.

Ähnlich bedeckt geben sich auch die Gemeinden. "Wir haben uns zum öffentlichen Interesse nicht geäußert. Beim ersten Kauf hat der Gemeinderat befunden, es gebe keines. Im jüngsten Fall haben wir dazu nichts mehr gesagt", heißt es aus der Auracher Gemeinde­stube. Und auch in Kitzbühel ist die Linie klar: "Bei uns steht zwar das Hotel, aber die Häuser sind in Aurach. Da mischen wir uns nicht ein."

Für Werbefachmann Paul B. kommt das nachlassende Engagement der Russin nicht überraschend: "Wenn ihr der Hahn zugedreht wird, tut sie das auch. In welcher Villa sie wohnt, ist mir egal."

Dass die neue Veranstaltungsreihe "talk@eichenheim", bei der Promis in Baturinas Hotel zu verschiedenen Themen diskutieren, etwas mit dem UVS-Entscheid zu tun hat, bestreitet Direktor Matthias Engel: "Als die Idee entstand, wussten wir nichts von der Ablehnung."

Welche Schritte Baturina nun setzt, kann Anwalt Emilio Stock noch nicht sagen: "Ich treffe mich erst mit ihr."

Der Villen-Tausch beschäftigt die Instanzen, der UVS lehnte ihn ab

Es sind nur 50 Meter Luftlinie, die zwischen dem derzeitigen Haus von Jelena Baturina und dem Objekt ihrer Begierde liegen. Dennoch erteilte Rudolf Rieser vom Unabhängigen Verwaltungssenat (UVS) dem Wunsch der Oligarchin nach mehr Privatsphäre eine Abfuhr. "In keiner Stellungnahme wurde festgehalten, dass der Erwerb dieses Objektes selbst im öffentlichen Interesse liegt und dies nachvollziehbar begründet", hieß es im Entscheid.

2010 wollte die Russin das neue Domizil erwerben. Doch gegen eine Genehmigung der Bezirkshauptmannschaft berief Grundverkehrsreferent Hermann Rieder. Seinem Einspruch folgte der UVS.

Zudem wurde bekannt, dass die Familie in Aurach nicht gemeldet ist und dort laut Gemeinde nur Urlaub macht. Freizeitwohnsitz-Widmung hat die Villa aber keine. "Meine Mandantin hat ihren Hauptwohnsitz in Österreich in der Nähe von Wien und weilt in Aurach, um sich um den Betrieb zu kümmern. Meines Erachtens besteht in diesem Fall keine Verpflichtung, sich zu melden. Die Villa wird nicht als Freizeitwohnsitz genutzt", sagt Anwalt Stock.

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