Tausende Anzeigen gegen Raucher bleiben liegen

Tausende Anzeigen gegen Raucher bleiben liegen
Österreichs Behörden sind beim Tabakgesetz säumig. Der Rauchsheriff hat den Korruptionsstaatsanwalt eingeschaltet .

Österreichs bekanntester Rauchsheriff, Dietmar Erlacher, beschäftigt jetzt auch die Korruptions-Staatsanwaltschaft (KStA) im Kampf gegen unerlaubtes Rauchen. Zu Wochenbeginn zeigte der 61-jährige Tischlermeister aus Tirol das Wiener Bezirksamt Donaustadt bei den Korruptionsjägern an: "In zweieinhalb Jahren wurde das Café Falk am Kagraner Platz 15-mal wegen des Verstoßes gegen das Tabakgesetz angezeigt. Gäste und Personal sind dem Qualm weiter ungeschützt ausgesetzt. Und die Behörde schaut zu."
Die Statistik gibt ihm recht: Im ersten Halbjahr 2011 wurden allein in Wien 1390 Anzeigen gegen Wirte eingebracht. Laut Magistrat wurden davon aber nur 192 Fälle rechtskräftig abgeschlossen.

Gleiches gilt, so Erlacher weiter, für den Shoppingtempel im Donauzentrum: "Die Lokale lassen, trotz Anzeigen, weiterhin Rauchen. Die Trennungstüren stehen offen. Auch einen Zigarettenautomat, ohne Alterskontrolle durch Bankomatkarte, gibt es noch." Für Erlacher ein Fall für die Korruptionsjäger: "Vielleicht schaut man weg, weil Beamte kleine Geschenke erhalten, von der Melange bis zu größeren Aufwendungen."

Erlachers Feldzug findet auch in anderen Bundesländern statt. Kommende Woche wird der Tiroler den Innsbrucker Magistrat bei der KStA anzeigen. "Bei einer Sitzung des Gemeinderates verwandelten Mandatare den Rathausgang in eine Raucherzone. Trotz Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden."

Vertuschung

Stadtchefin Christine Oppitz-Plörer versucht, so Erlacher, das Vergehen zu vertuschen: "Sie zahlte zwar für ihr Fehlverhalten eine Strafe, deckt aber die anderen Politiker. Und der zuständige Magistrat reagiert ebenfalls nicht."

Der Rauchsheriff und seine 500 Sympathisanten haben seit 2009 bundesweit 12.500 Gastro-Betriebe und Institutionen wegen Verstöße gegen das Tabakgesetz angezeigt. Zuständig
für die Umsetzung und Bestrafung sind Stadt- und Bezirksbehörden.

Laut Erlacher seien vor allem Wien, Nieder- und Oberösterreich bei der Umsetzung säumig. Dort gibt es auch die meisten Anzeigen. Tatsache ist, dass der Strafrahmen von 2000 bis 10.000 Euro reicht. Nur die wenigsten Wirte könnten sich dieses Bußgeld leisten.

Im Wiener Magistrat kommentiert man die Anzeige beim Korruptionsstaatsanwalt noch unaufgeregt. Sprecher Rudolf Gehrlich verteidigt seine Mitarbeiter: "Der Nichtraucherschutz wird nach Punkt und Beistrich vollzogen."

Terminator angezeigt

Nicht an die Gesetze soll sich auch Arnold Schwarzenegger bei seinem letzten Besuch in Österreich gehalten haben. Zeugen beobachteten, wie Arnie am Flughafen Salzburg genüsslich an einer Zigarre nuckelte.

Es folgte eine Anzeige beim Salzburger Magistrat. Angeblich soll sie an die US-Botschaft in Wien übermittelt werden. Dort überlegt man, das Bußgeld für den Terminator auszulegen und später einzufordern.

Zur Person: Sein Einsatz hat oftmals schmerzhafte Folgen

Sein Engagement brachte Rauchsheriff Dietmar Erlacher, 61, schon so manch schwere Verletzung und mehrere Wochen Krankenhausaufenthalt ein. Der heftigsten Attacke war der krebskranke Tischlermeister am 6. April 2010 in Wien ausgesetzt. "Bei einer Kontrolle im Interspar-Restaurant im Donauzentrum wurde ich von Gästen zusammengeschlagen." Blessuren am ganzen Körper samt einer Lungenverletzung und 17 Wochen Krankenstand waren die Folge.

Im November 2010 ging im Donauzentrum ein Wirt auf Erlacher los. "Damals setzte es nur blaue Flecken. Ich war eine Woche außer Gefecht." Sturz auf die Straße In Wien-Donaustadt lernte Erlacher die Wucht eines beleibten Gastronomen kennen. Bei einer seiner Kontrollen in einem Kaffeehaus wurde der Tiroler aus dem Lokal bugsiert: "Der Wirt schubste mich mit seinem Bauch durch das gesamte Lokal bis zur Türe. Dann stürzte ich über die Stiegen auf die Straße." Zur Erklärung: Erlacher ist eher eine schmächtige Erscheinung. Er hat aber jahrzehntelang Sport betrieben.

Der Rauchsheriff wird auch auf der mentalen Ebene terrorisiert. Sein Wiener Büro "Krebspatienten für Krebspatienten" wurde bereits mehrfach mit Graffiti beschmiert. Und im Internet wird er öffentlich angefeindet, aggressive Gegner veröffentlichten sogar Erlachers Privattelefonnummer.

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