Superlative

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Von einem Fall Fritzl ist dieses Drama weit weg, aber Vaterliebe sieht anders aus.

Wir leben in einer Zeit der Übertreibungen, wozu auch die Medien ihr Schärflein beitragen. Jeder Niederschlag muss gleich ein Jahrhundertregen sein, jedes spektakuläre Strafverfahren wenigstens der Prozess des Jahres, die Verhaftung einer Ganovenbande wird von der Polizei als Aufklärung der größten Bankraubserie aller Zeiten gefeiert. Und ein mutmaßlicher Inzestfall wird zum zweiten Fall Fritzl aufgespielt.

Nun stellt sich heraus: Es gab in dem Innviertler Drama wahrscheinlich gar keinen Inzest. Bevor wir aber jetzt zur Tagesordnung übergehen, nach dem Motto: "Ist eh nix passiert" - es ist sehr wohl etwas geschehen. Ein Vater hat seine Töchter ein Leben lang niedergedrückt, eingeschüchtert, wahrscheinlich auch geschlagen und vermutlich zu dem gemacht, was sie heute sind: geistig zurückgeblieben. Möglicherweise hat er sogar zugelassen, dass sie von seinem Bekannten in den Wald geführt und dort missbraucht wurden.

Auch wenn die Behörden gepatzt haben und die zwei Wochen U-Haft für den 80-Jährigen überzogen gewesen sein mögen. Der harmlose liebende Vater, als der er sich jetzt darstellt, war Gottfried W. beileibe nicht.

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