Stuttgart 21: Bauabschnitt geräumt

Stuttgart 21: Bauabschnitt geräumt
Gegner des des umstrittenen Bauprojektes versuchten in der Nacht die Polizei beim Absperren des Geländes zu behindern.

Der Protest gegen das Bahn-Großprojekt Stuttgart 21 hört nicht auf: Hunderte Gegner haben sich in der Nacht auf Freitag der Polizei beim Absperren der Baustelle am Stuttgarter Hauptbahnhof in den Weg gesetzt und Barrikaden errichtet. Um kurz nach 03:00 Uhr waren laut den Behörden 1900 Beamte im Einsatz. Sie wollten das Gelände vor dem Südflügel mit Gittern abriegeln. Die Polizei hat den Bauabschnitt inzwischen ohne gröbere Zwischenfälle geräumt.

Rund 600 S21-Gegner hatten sich in der Nacht dort eingefunden, um den Weg zu versperren. Als die Polizisten kamen, bildeten viele Sitzblockaden. Mit Trompeten spielten Demonstranten die deutsche Nationalhymne. Andere riefen: "Oben bleiben!", "Schämt euch!" und " Kretschmann weg!". Vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) hatten sie auch nach der verlorenen Volksabstimmung mehr Engagement gegen das auf 4,1 Milliarden Euro veranschlagte Projekt erwartet.

 

Keine weitere Eskalation

Die Polizei setzte Anti-Konflikt-Teams und Kommunikationsmanager ein. Mit Leuchtschrift-Laufbändern rief die Polizei die Demonstranten auf: "Verlassen Sie den abgesperrten Bereich." Die Versammlung sei verboten worden. Viele S21-Gegner blieben zunächst unbeeindruckt sitzen. Die Initiative "Parkschützer" hatte am Donnerstag aufgerufen, zum Hauptbahnhof zu kommen. An einem Protest-Cafe gab es unter anderem heißen Kaffee und Tee. Ein Lagerfeuer sollte Wärme spenden. Als neuer Versammlungsort sei der Mittlere Schlossgarten zur Verfügung gestellt worden, verbreitete das Stuttgarter Präsidium über den Kurznachrichtendienst Twitter und das Soziale Netzwerk Facebook.

Zu einer Eskalation wie bei den Baumfällarbeiten am 30. September 2010 kam es nicht. Damals hatten die Einsätze eines Wasserwerfers und von Pfefferspray mehr als 100 Menschen verletzt. Die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg, deren grüner Teil vehement gegen das Bahnvorhaben gekämpft hatte, will Bilder von blutenden und weinenden Demonstranten unbedingt vermeiden. In den vergangenen Tagen musste die Bauherrin Deutsche Bahn ebenfalls für Jänner geplante Baumfällarbeiten im an den Bahnhof angrenzenden Schlossgarten wegen Naturschutzfragen verschieben.

Baupläne

In den kommenden Tagen soll der Südflügel entkernt und abgerissen werden. Das Fundament der südlichen Umfassung kollidiert mit den Plänen für den Tiefbahnhof. Der Nordflügel war bereits im August 2010 abgetragen worden. Die Projektgegner halten den Abriss des Südflügels für den zeitlichen Ablauf des Weiterbaus derzeit für unnötig.

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