Stronach verlängert Rätselraten um Steuer

Stronach verlängert Rätselraten um Steuer
Frank Stronach zahlt in Österreich jährlich zwei Millionen Euro Steuern. Gleichzeitig kassiert er 24 Millionen Dollar von Magna.

Rund 25 Millionen Euro will Frank Stronach in die Hand nehmen, um in Österreich eine neue Partei auf die Beine zu stellen. Was für die anderen Parteien verhältnismäßig üppig klingt, ist für Stronach gerade einmal ein Jahresgehalt.

Bis 2014 erhält Stronach nämlich noch rund 24 Millionen kanadische Dollar (19,7 Millionen Euro) für Beratungsleistungen jährlich. Die Summe war Teil eines Deals, in welchem der Firmengründer 2010 die Kontrollmehrheit an Magna International abtrat. Im Gegenzug erhielt er 300 Millionen Dollar in Cash, neun Millionen Magna-Aktien und einen 120 Millionen Dollar-Beratervertrag auf fünf Jahre. Geschätzter Gesamtwert des Deals: 1,1 Milliarden Dollar.

Vorwürfe von politischen Mitbewerbern, er flüchte vor der Steuer in die Schweiz, versuchte Stronach am Montag zu kontern: Er selbst zahle "in der Schweiz nicht besonders viele Steuern", in Österreich "zahle ich ungefähr zwei Millionen Euro", erklärte er im Interview mit Puls 4 AustriaNews.  Wo Stronach  sein Magna-Beraterhonorar versteuere, ließ eine Sprecherin auf KURIER-Anfrage unbeantwortet.   

Tritt Stronach fix bei der Nationalratswahl an, könnte er in Österreich voll steuerpflichtig werden. Kriterium für die Steuerpflicht ist der sogenannte Lebensmittelpunkt. Derzeit pendelt Stronach alle drei Wochen zwischen dem kanadischen Aurora und dem niederösterreichischen Oberwaltersdorf.

In Summe wird Stronachs Vermögen von kanadischen Quellen auf 1,7 Milliarden Dollar geschätzt. Gemanagt wird der Großteil über den Stronach Trust, eine kanadische Familienstiftung. In der kanadischen Stronach Group bündelt er zudem einige der bekanntesten US-Pferderennbahnen, die er für die Abgabe der Kontrollrechte an der Magna-Immotochter MI Developments erhielt. Zugleich gehört ihm im Schweizerischen Zug die Stronach & Co. Beratungsgesellschaft, in Wien die Frank Stronach Beteiligungs GmbH.

Offensive

Wiederholt hatte Stronach betont, er zahle in Kanada, der Schweiz und Österreich Steuern.  Laut Steuerberater Gottfried Schellmann, Vorstandsmitglied in der  Vereinigung der europäischen Steuerberater CFE, ist die Differenz groß: "In Kanada gilt ein Spitzensteuersatz von 48,2 Prozent. Lasse ich das über eine GmbH in Zug laufen, sind es bei einer  Betriebsstätte nur zehn Prozent." Eine Steuerpflicht in Österreich wäre für Stronach aber nicht allzu tragisch: "Das große Geld hat Stronach ja schon vorher gemacht. Jetzt hat er keine großen Einkünfte mehr."

Nach dem  Start seiner Parteigründung will Stronach in der Steuersache in die Offensive gehen. Im Puls 4-Gespräch versprach er Transparenz: "Ich werde  verkünden, was ich wo an Steuern zahle." Wann, ließ er offen.

Christoph Chorherr ließ Frank Stronach abblitzen

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Seine neue Partei, so verfügte Frank Stronach, müsse personell möglichst breit aufgestellt sein. Und damit dem so ist, begnügt sich der Milliardär nicht damit, dem BZÖ und der SPÖ Mandatare streitig zu machen, nein, er fischt in allen politischen Lagern – selbst bei den Grünen.

Ideologisch passt Stronachs "Zurück zum Schilling"-Politik zwar so überhaupt nicht zur klaren Pro-EU- und Pro-Euro-Linie der Grünen. Das hinderte Stronachs Helfer aber nicht daran bei hochrangigen Vertretern der Öko-Partei vorsichtig nachzufragen, ob sie sich nicht doch vorstellen könnten eine neue politische Bewegung zu unterstützen.

Einer, der nachweislich gefragt wurde, ist Christoph Chorherr. Der 51-Jährige ist Gemeinderat in Wien und gilt als einer der zentralen Akteure in der rot-grünen Rathauskoalition.

"Ja, man hat versucht, mich ins Boot zu holen", sagt der frühere Bundesparteichef der Grünen im KURIER-Gespräch. Dem Gespräch mit einem Stronach-Konfidenten sei allerdings eine kurze Dauer beschieden gewesen: "Ich war ebenso überrascht wie eindeutig in meiner Antwort", sagt Chorherr. Kurzum: Er gab dem Milliardär einen Korb.

Ebenfalls kolportiert wurde gestern ein Rekrutierungsversuch der ehemaligen Nationalratsabgeordneten Monika Langthaler.

Im Unterschied zu Chorherr dementiert sie gegenüber dem KURIER allerdings kontaktiert worden zu sein: "Ich wurde nie gefragt. Ein derartiges Angebot wäre für mich aber in keinem Fall ein Thema."

Dabei wäre das Angebot, das der Milliardär seinen künftigen Mitstreitern machen soll, durchaus attraktiv: Seit Tagen hält sich das Gerücht, Stronach würde Abgeordneten und Partei-Mitarbeitern 7000 Euro netto plus einen lukrativen Drei-Jahres-Vertrag im Magna-Umfeld anbieten, sollten sie sich für sein Pilot-Projekt erwärmen.

Ob dem so ist, bleibt vorerst offen. SPÖ-Umsteiger Gerhard Köfer behauptet, er bekomme von Stronach "keinen Cent"; und Leider-Nicht-Kandidat Chorherr hatte abgesagt, noch ehe Details wie die finanzielle Honorierung überhaupt thematisiert werden konnten.

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