Straches blaue Burschen

Strache selbst ist „nur“ bei einer Pennäler-Verbindung, er hat kein Studium abgeschlossen.
Die Burschenschafter geben bei den Blauen wieder den Ton an. Sie kämpfen an vorderster Front um den umstrittenen Ball in der Hofburg.

Martin Graf lächelt. Die Frage, wo der Ball der Burschenschafter (Bericht Seite 18) im Jahr 2013 stattfinden werde, beantwortet der Dritte Nationalratspräsident, bevor sie zu Ende gestellt ist: „In der Hofburg.“  Die FPÖ kämpft für den umstrittenen Ball. Seit die Hofburg-Betreiber verkündet haben, ihre Räume ab 2013 nicht mehr an den Korporationsring zu vermieten, ist die Causa Chefsache.

Graf und FPÖ-Boss Heinz-Christian Strache reiten persönlich die Attacken.  Verständlich: Es geht um das eigene Biotop. Nicht der Wähler – aber der Funktionäre.

„Seit der Abspaltung des BZÖ 2005 sind die Burschenschafter wieder die tragende Säule der FPÖ“, sagt Andreas Peham vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW). Die „Buberlpartie“, die Emporkömmlinge – die hat Jörg Haider mitgenommen. Treu geblieben sind vor allem die Korporierten.

Die ideologisch sattelfesten Rechtsaußen-Politiker.

Status

„Im Wandel des FPÖ-Parteiprogrammes zeigt sich der Status der Verbindungen“, sagt der Rechtsextremismus-Experte Peham. Haider habe das Bekenntnis zur „Deutschen Volksgemeinschaft“ 1997 gestrichen, um die FPÖ für die Koalition mit der ÖVP zu trimmen. „Strache hat es  2011  wieder reingenommen. Der Bezug auf die  Volksgemeinschaft ist ein zentraler Grund, warum man die FPÖ letztlich als rechtsextrem klassifizieren muss.“ Die Parteispitze sieht das naturgemäß anders.   Graf ist „Alter Herr“ der rechtsextremen, deutschtümelnden Olympia. Er sagt, der Anteil der Burschenschafter im Klub sei früher sogar noch höher gewesen.

Strache: „Das ist, wie wenn man sagt, der ÖAMTC ist eine tragende Säule der FPÖ, weil die meisten von uns da Mitglied sind.“ Der FPÖ-EU-Mandatar Andreas Mölzer spricht offener darüber: „Ja,  seit der Spaltung sind Korporierte das wichtigste Personalreservoir.“ Das sei auch vor der Ära Haider  so gewesen, sagt Mölzer, ein „Alter Herr“ des Corps Vandalia.

 

Strategie

Die FP-Spitze spielt den Stellenwert absichtlich herunter. DÖW-Experte Peham: „Strategen wie Herbert Kickl und Norbert Hofer haben sicher keine Freude damit, wenn sie zur Rettung des WKR-Balles ausrücken. Sie wissen, dass mit Burschenschafter-Themen nicht viele Stimmen zu holen sind.“ Aber sie müssen es tun – für den Parteifrieden.

„Die Burschenschafter und Strache sind aneinander gekettet. Sie brauchen ihn, weil sie alleine nicht über 15 bis 17 Prozent kämen. Er braucht sie als Reservoir für Funktionäre.“ 
Strache ist „nur“ bei einer Pennäler-Verbindung –  er hat kein Studium abgeschlossen. Das erkläre, dass er auch gezielt Nicht-Burschenschafter in die FPÖ-Spitze geholt habe – um sich abzusichern. Die Ur-Angst der Burschenschafter ist es, die Fehler der Ära Haider zu wiederholen, so Peham. Sie haben von der ÖVP-FPÖ-Regierung zwar profitiert: Ihre Verbindungen zu rechten Zellen stehen seit 2002 nicht mehr im Verfassungsschutzbericht. Sanfter Druck von oben, sagen Insider.

„Aber sie haben Angst, dass die FPÖ wie damals zu schnell wächst und ideologisch ausrinnt“, sagt Peham. Nur so sind die Beteuerungen Straches zu verstehen, dass es keinen Platz mehr für Quereinsteiger in der FPÖ gebe. Die Burschenschafter in der Partei wollen keine Experimente mehr mit Aufsteigern, die nicht in der Wolle gefärbt sind. Mölzer beschwichtigt: „Das wiederholt sich nicht. Die Strache-FPÖ verleugnet ihre Wurzeln nicht. Das hat die Haider-FPÖ gemacht.“

Und wenn die FPÖ wieder zu schnell wächst? Wenn sie schneller Funktionärsnachschub  braucht, als ihn die Burschenschaften liefern können? Mölzer sagt: „Sie glauben ja gar nicht, wie schnell wir unsere Mensuren fechten können.“

FPÖ-Klub: Jeder Dritte ist korporiert

Status Mit der Öffnung der Unis in der Kreisky-Ära haben die Burschenschaften stark an Status verloren – innerhalb der FPÖ haben die Männerbünde aber nach wie vor hohen Stellenwert.

Verbindungen Von 34 FPÖ-Abgeordneten, die nach der Wahl 2008 in den Nationalrat einzogen, waren zwölf in Verbindungen: Walter Rosenkranz (Burschenschaft Libertas), Alois Gradauer (pennale Verbindung Bajuvaria), Wolfgang Zanger (Corps Vandalia), Werner Königshofer (B. Brixia), HC Strache (pen. B. Vandalia), Martin Graf (B. Olympia), Peter Fichtenbauer (Verbindung Waldmark), Werner Neubauer (Schülerverbindung Gothia), Harald Stefan (Olympia), Christan Höbart (pen. B. Tauriska), Roman Haider (pen. B. Donauhort zu Aschbach), Elmar Podgorschek (Schülerver. Germania).

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