Stierhatz in Pamplona: Wettlauf mit dem Tod

Stierhatz in Pamplona: Wettlauf mit dem Tod
Hunderttausende Menschen feiern ein blutiges Spektakel, dem Tierschützer schon längst ein Ende setzen wollen.

Wagemut, Wahnsinn oder einfach nur Tierquälerei? Die nordspanische Stadt Pamplona steht auch heuer wieder für eine Woche im Zeichen der "Fiesta San Fermin" - der Stierhatz. Acht Tage lang werden Kampfstiere durch die engen Gassen der Altstadt bis in die Arena getrieben. Hunderttausende Touristen aus aller Welt verfolgen das blutige Spektakel begeistert aus sicherem Abstand, Hunderte Männer rennen mit.

Die sogenannten "mozos" sehen den Lauf als Kunst und als Tapferkeitsbeweis. Nur eine zusammengerollte Zeitung ist erlaubt, um die rund 600 Kilogramm schweren Bullen von sich fernzuhalten. Nicht einmal drei Minuten dauert der "encierro", der lebensgefährliche Lauf mit den Stieren.

Viele Verletzte

Viele Männer stolpern und werden von den Stieren überrannt; immer wieder gibt es Tote. Bei der heurigen Stierhatz wurden bisher 50 Läufer verletzt, drei von ihnen - ein Australier, ein Franzose und ein Amerikaner - so schwer, dass sie operiert werden mussten. Am Sonntag wurden elf Teilnehmer verletzt und mussten in Kliniken behandelt werden.

Das, was die "mozos" als Kunst sehen, wird von Tierschützern schlichtweg als Grausamkeit bezeichnet. Ein Kurzfilm, den die Tierschutzorganisation VIER PFOTEN veröffentlicht hat, zeigt, wie die Tiere schon vor Beginn der Hatz gequält werden. "Picadores" auf Pferden peinigen den Stier, indem sie ihm Speere in den Rücken rammen. Die Nackenmuskulatur wird aufgeschlitzt, da die schweren Tiere - bewusst aggressiv gemacht - sonst viel zu gefährlich für den Menschen wären. Elektroschocks und Stockschläge sind ebenfalls an der Tagesordnung. Und damit sie schlechter sehen, wird den Stieren Vaseline in die Augen geschmiert.

Der Weg in die Arena ist für die Tiere, die bis zur Hatz auf Weiden gegrast haben, von Panik und Schmerzen geprägt. In den engen Altstadtgassen verletzten sie sich oft schwer, weil sie gegen die Wände krachen. Das Leid der Tiere geht im Trubel meist unter. Johlende, mit Unmengen von Bier, Wein und Sangria feiernde Touristen warten ungeduldig, bis es wieder acht Uhr morgens wird und das nächste Stiertreiben beginnt.

Millionengeschäft

Die Stadt Pamplona lässt sich die Hatz heuer 2,7 Millionen Euro kosten; wegen der Wirtschaftskrise sind das um zehn Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Es wird mit Einnahmen von 75 Millionen Euro gerechnet - eine gigantische Summe für die 200.000-Einwohner-Stadt.

Proteste von Tierschützern haben bisher wenig bewirkt. Laut einer Meinungsumfrage in spanischen Online-Medien sprachen sich aber mittlerweile 80 Prozent der User für ein Verbot der Stierhatz aus.

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