Schwere Explosionen auf Zypern

Auf einem Marinestützpunkt wurden mehrere Menschen verletzt und getötet. "Die Gegend sieht wie ein Kriegsgebiet aus".

Der Süden der Mittelmeerinsel Zypern wurde am Morgen von mehreren Explosionen erschüttert: Auf einem Marinestützpunkt sind dabei mindestens elf Menschen ums Leben gekommen; mehrere weitere Menschen wurden verletzt. Der Stützpunkt Mari liegt nahe der Ortschaft Zygi (Zigi). Auch ein Kraftwerk wurde schwer beschädigt, in der Gegend rund um die Hafenstadt Larnaka fiel der Strom aus. Dies behinderte vorübergehend auch den Betrieb auf den Flughäfen von Larnaka und Paphos.

"Es ist eine große Katastrophe", sagte der Kommandant der zypriotischen Nationalgarde, Petros Tsalikidis, im Radio. Im Präsidialgebäude in der Inselhauptstadt Nikosia begann eine Krisensitzung unter Vorsitz des zypriotischen Präsidenten Demetris Christofias, wie das Staatsfernsehen meldete.

Auf dem Stützpunkt hätten zwei von insgesamt 98 gelagerten Containern mit Schießpulver Feuer gefangen, zitierte CNA einen Polizeisprecher. Es habe daraufhin "riesige Explosionen" gegeben. Nach Information des staatlichen Rundfunks lagerten die Munitionscontainer im Hafen des Stützpunkts. Wie es hieß, stammen sie aus einem illegalen Munitionstransport in den Iran und waren vor drei Jahren an Bord eines Frachters vor Zypern beschlagnahmt worden. Seitdem seien sie auf dem Stützpunkt nahe der Ortschaft Mari gestanden.

"Wie ein Kriegsgebiet"

Augenzeugen berichteten im Radio von schweren Zerstörungen in einem nahe des Stützpunktes gelegenen Fischerdorf. Häuser, Restaurants und Autos seien schwer beschädigt worden. Den Angaben des Senders zufolge war es das größte militärische Unglück in Friedenszeiten in der Geschichte der Insel.

Dutzende Autofahrer wurden auf der Autobahn durch Splitter verletzt. "Es kamen aus dem Himmel Holzlatten, Eisenstangen, ganze Teile von Dächern auf uns runter", schilderte eine Autofahrerin im Fernsehen. Die Detonationen seien "ohrenbetäubend" gewesen. "Die Gegend sieht wie ein Kriegsgebiet aus", berichtete ein Augenzeuge dem Fernsehsender Sigma. Nach Angaben des staatlichen Fernsehen sind auch Buschbrände ausgebrochen.

Zyperns Elektrizitätsgesellschaft rief alle Bürger auf, Strom zu sparen. "Bitte benutzen Sie Generatoren und stellen Sie ihre Klimaanlagen aus", hieß es in einer Erklärung der Gesellschaft. Wegen des Ausfalls des Kraftwerks nahe des Stützpunkts drohe ein allgemeiner Stromausfall, hieß es. "Es ist eine biblische Katastrophe", sagte ein Sprecher der Elektrizitätsgesellschaft im Radio. Die Krankenhäuser riefen die Bürger zu Blutspenden auf.

Schwierige politische Lage

Auf Zypern ist seit 1964 die UNO-Mission (UNFICYP) stationiert, nachdem es zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen der griechischen und türkischen Volksgruppe gekommen war. Die Lage verschärfte sich 1974, als nach einem Putschversuch griechischer Nationalisten eine Militärintervention der Türkei zur Besetzung und Abtrennung des Nordteils der Insel führte. Die österreichische Beteiligung an der Mission endete 2001 nach 37 Jahren. Laut Verteidigungsministerium sind derzeit vier Stabsoffiziere auf Zypern verblieben. Insgesamt beteiligten sich mehr als 16.000 Österreicher an UNIFICYP. Völkerrechtlich ist die ganze Insel seit 2004 EU-Mitglied, doch findet das Regelwerk der Union im türkisch besetzten Norden derzeit keine Anwendung.

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