Schlimme Taten, milde Strafen
Pentagonchef Leon Panetta hält die Todesstrafe für den Amokläufer von Kandahar für denkbar. Vielleicht soll diese Aussage aber auch nur die erhitzten Gemüter beruhigen. Denn bisher sind Übeltäter in US-Uniform meist erstaunlich glimpflich davongekommen.
Im Folterskandal von Abu Ghraib, der 2004 die Welt empörte, wurden nur elf Militärangehörige verurteilt. Rädelsführer Charles Garner kam schon im August 2011 auf Bewährung frei. Auch Lynndie England, die auf vielen Fotos mit gedemütigten und misshandelten irakischen Gefangenen zu sehen war, saß von drei Jahren nur 521 Tage ab.
Das Massaker im irakischen Haditha, wo US-Soldaten am 19. November 2005 24 Zivilisten ermordet hatten, blieb ungesühnt. Gegen sieben GIs wurde die Anklage fallen gelassen. Ihr Kommandant Frank Wuterich wurde degradiert, blieb aber dank eines juristischen Tricks straffrei.
Die Besatzungen von zwei Kampfhubschraubern, die am 12. Juli 2007 in Bagdad eine Gruppe unbewaffneter Männer und herbeieilende Helfer unter Beschuss genommen und zwölf Menschen getötetet hatten, wurden nie angeklagt.
Blackwater
17 Tote forderte am 16. September 2007 das Massaker auf dem Bagdader Nissur-Platz. Fünf Mitarbeiter der privaten US-Söldnerfirma Blackwater, die in einem Stau die Nerven verloren hatten, genossen im Irak Immunität, und auch in den USA wurden sie nicht zur Rechenschaft gezogen.
Keine Gnade kannte die US-Militärjustiz nur in zwei Fällen: Fünf Militärs, die am 12. März 2006 im irakischen Mahmudiyya eine 14-Jährige vergewaltigt und sie dann mit ihrer ganzen Familie ermordet hatten, wurden zu lebenslanger Haft verurteilt.
Lebenslang gab es auch für Calvin Gibbs, Kopf eines inoffiziellen „Kill Teams“, das 2010 in der afghanischen Provinz Kandahar aus purer Mordlust Jagd auf Zivilisten machte. Sie nahmen Körperteile als Trophäen mit und posierten für Fotos vor den entstellten Leichen. Die vier Mittäter von Gibbs wurden zu Haftstrafen zwischen drei und 24 Jahren verurteilt.
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