Sarkozy nach Toulouse-Morden: "Frankreich hat entschlossen gehandelt"

Sarkozy nach Toulouse-Morden: "Frankreich hat entschlossen gehandelt"
Die Polizei hat am Donnerstag Vormittag die Wohnung Mohammed Merahs gestürmt. Es kam zu einem Schusswechsel.

Der mutmaßliche Serienattentäter von Toulouse ist tot. Das bestätigte der französische Innenminister Claude Gueant am Donnerstag in der Nähe des Wohnhauses, in dem sich Mohammed Merah über 32 Stunden lang verschanzt gehalten hatte. Demnach sei der Mann aus dem Badezimmer gestürmt und habe auf die Polizisten geschossen, die in seine Wohnung eingedrungen waren. Anschließend sei er weiterhin schießend aus dem Fenster gesprungen. Dabei traf ihn die Kugel eines Scharfschützen tödlich. Drei Polizisten der Spezaileinheit RAID wurden bei dem Einsatz verletzt.

Alle Versuche, den 24-Jährigen lebend zu fangen, seien gescheitert, sagte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy: "Es hat bereits zu viele Tote gegeben." Die Regierung werde nun Lehren ziehen. Künftig werde jeder, der im Internet zu Hass aufrufe, bestraft. Frankreich habe entschlossen und kaltblütig gehandelt und seine Einheit bewahrt. Rachegedanken oder Wut seien jetzt nicht hilfreich, betonte Sarkozy erneut.

Sarkozy nach Toulouse-Morden: "Frankreich hat entschlossen gehandelt"

Innenminister Gueant berichtete weiter, dass Mohamed Merah bereits am Vorabend ein Einlenken ausgeschlossen und gesagt hatte, er würde auf Polizisten schießen, die ihn gefangen nehmen wollten. Der Plan wäre eigentlich ein anderer gewesen: Der Innenminister hatte gehofft, dass man Merah lebendig fassen könnte. "Wir wollen ihn lebend gefangen nehmen, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Wir wollen seine Beweggründe erfahren und hoffentlich herausbekommen, wer seine Komplizen sind, falls es welche gibt", sagte auch Verteidigungsminister Gerard Longuet dem TV-Sender TF1.

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Merah wollte "Frankreich in die Knie zwingen"

Der Attentäter hatte am 11. März zum ersten Mal zugeschlagen: Er erschoss in Toulouse auf offener Straße einen Fallschirmjäger in Zivil. Wenige Tage später tötete er im nahegelegenen Montauban zwei weitere Fallschirmjäger. Wieder in Toulouse tötete er am Montag bei einem Angriff auf eine jüdische Schule drei Kinder und einen Lehrer. Nach eigenen Aussagen ist Merah Mitglied des islamistischen Terrornetzwerks Al-Kaida. Er zeige "keinerlei Reue", vielmehr bedauere er, dass er nicht noch mehr Menschen habe töten können, erklärte die Staatsanwaltschaft. Seine Attentate glorifizierte er mit den Worten, er habe " Frankreich in die Knie gezwungen".

"Netter Mann"

Für die Behörden ist Merah kein Unbekannter: Als klassischer Vororte-Krimineller war er mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Erst vor zwei Wochen stand er vor Gericht, weil der "nette, zivilisierte, zuvorkommende junge Mann", so sein Anwalt, ohne Führerschein gefahren war.

Doch seit mehreren Jahren stand er auch auf der Liste der Anti-Terrorbehörde. Diese registriert jene zwei Dutzend französischen Islamisten, die je in Terrorausbildungscamps im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet waren. Mindestens zwei Mal hatte sich der junge Fanatiker in die Reihen der kämpfenden Extremisten begeben. 2007 war Merah in Kandahar (Afghanistan) eingesperrt worden, nachdem er Bomben gelegt hatte.

Seine wiederholten Pakistan-Reisen ließen darauf schließen, so die Staatsanwaltschaft, dass Merah über Kontakte zu Terrornetz­werken verfügt – auch wenn er nun allein gehandelt haben will. Merah wurde sogar kürzlich vom Geheimdienst zu seinen Reisen befragt, man erkannte aber nicht seine Gefährlichkeit.

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