Salzburger in Berlin ermordet

Salzburger in Berlin ermordet
Raoul Schmidhuber arbeitete in einem Berliner Piercing- und Tattoo-Studio. Er wurde ermordet, zerstückelt und in der Spree versenkt.

Am vergangenen Donnerstag zog ein Angler in Berlin einen schwarzen Rollkoffer aus der Spree und fand darin den Torso eines Menschen. Später tauchten in einem zweiten Koffer weitere Leichenteile auf. Die zunächst unbekannte Leiche konnte durch eine Tätowierung als die des 31-jährigen Raoul Sch. aus Hallein identifiziert werden. Der Salzburger lebte in den vergangenen Monaten kurz in Brüssel und zuletzt in Berlin, wo er als Tätowierer arbeitete.

Am Dienstag tauchte dann auch der in einem Müllsack abgelegte Kopf des Mordopfers auf. Er wurde am Ufer eines Sees gefunden, mehrere Kilometer vom Fundort der beiden Koffer entfernt.

Die Suche nach dem Mörder läuft auf Hochtouren. "Die Spurenauswertung läuft", betont Carsten Müller, ein Sprecher der Berliner Polizei. "Bislang sind 15 Hinweise eingelangt, viele davon aus Österreich."

Der Bruder des Ermordeten, Helge Sch. kann sich die Tat indes nicht erklären: "Er war ein herzensguter, selbstloser Mensch. Er hat immer mehr auf die anderen, als auf sich selbst geschaut." Kollegen vom "Scratchers Paradies", jenem Studio, für das Sch. zuletzt gearbeitet hat, beschreiben ihn als begabt und etwas schüchtern. "Er wollte sich in Berlin etablieren. Er war in der Szene bekannt und hat genau gearbeitet", erzählt sein Bruder.

Raul habe nach der Ausbildung zum Bildhauer in Südtirol das Steinmetz-Handwerk gelernt, war später Bühnenbildner bei den Salzburger Festspielen. "Dann hat er sein Interesse für Tätowierungen entdeckt, ist viel gereist, hat bei den Besten gelernt."

Noch am Montag telefonierten die beiden, die nach dem Tod der Eltern vor einem Jahr wieder mehr Kontakt hatten. Kurz darauf muss Raoul laut Polizei getötet worden sein. "Er wollte weg aus Berlin und nach Amerika. Er hat in Kalifornien offenbar eine Anstellung bekommen." Alkohol- und Drogenprobleme und eine Nähe zur Rockerszene, wie in einem deutschen Medium kolportiert, schließt Sch. aus. "Ich hoffe, dass die Sache aufgeklärt wird."

Hinweise erbeten

Die Ermittler vermuten, dass der Killer aus dem Umfeld des Opfers stammt. In Hallein, wo der Tätowierer die HTL absolviert hatte, dürfte er seit längerem nicht mehr gewohnt haben. Bei der Exekutive in Österreich ist der 31-Jährige offenbar ein unbeschriebenes Blatt gewesen. In den Datenbanken der Polizei scheint er ersten Informationen zufolge nicht auf.

Die Polizei in Berlin, 8. Mordkommission (LKA 118, in der Keithstraße 30 in Tiergarten) bittet um weitere Hinweise zu dem ungeklärten Mordfall unter der Nummer +4930/4664 911 801. Sie hat deshalb auch den Namen und die Identität des Toten veröffentlicht.

Folgende Fragen interessieren die Ermittler: Wer kann sachdienliche Angaben zur Tat oder zum Täter machen? Wer kannte Raoul Schmidhuber und kann Angaben zu seinen Lebensgewohnheiten und persönlichem Umfeld machen? Wer hat Anfang vergangener Woche Beobachtungen gemacht, die mit der Tat in Zusammenhang stehen könnten? Auch jede Polizeidienststelle in Österreich nehme Hinweise entgegen, sagte der Salzburger Polizeisprecher Anton Schentz.

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