Roma-Lager in Turin abgefackelt

Roma-Lager in Turin abgefackelt
Eine aufgebrachte Menschenmenge machte sich über die Hütten der Roma her. Die Lüge einer jungen Italienerin hatte den Anstoß gegeben.

Nach einem erlogenen Vergewaltigungsvorwurf einer jungen Italienerin hat eine aufgebrachte Menschenmenge in Turin ein Lager der Roma-Minderheit angegriffen und in Brand gesetzt. Rund hundert mit Knüppeln, Steinen und Brandsätzen bewaffnete Menschen attackierten das Roma-Lager und zündeten dort Autos und Hütten an. Zwei Baracken wurden vollständig zerstört. Verletzt wurde niemand, auch weil die Roma das Lager, aufgeschreckt durch Protestplakate, schon vorher verlassen hatten.

Lüge

Auslöser der Gewalttat war die Notlüge einer 16-jährigen Italienerin. Sie hatte ihren Eltern erzählt, auf dem Nachhauseweg von "zwei Zigeunern" vergewaltigt worden zu sein. Bei der Polizei gab sie später zu, dass sie gelogen hatte. Sie habe freiwillig Geschlechtsverkehr gehabt und sei nicht vergewaltigt worden. Gegenüber ihrer Familie hatte sie die Vergewaltigungsgeschichte erfunden, um zu erklären, warum sie ihre Jungfräulichkeit verloren hatte. Die Familie hatte die junge Italienerin nämlich regelmäßig zu Kontrollen beim Frauenarzt geschickt.

Die in Italien lebenden Roma und Sinti standen schon mehrfach im Mittelpunkt politischer Diskussionen. Vergangenes Jahr hatte der UNO-Menschenrechtsrat Italien wegen Gewaltakten gegen diese Minderheiten kritisiert. In Italien leben Schätzungen zufolge rund eine halbe Million Sinti und Roma, meist in illegalen Lagern an den Stadträndern.

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