Rettungshunde haben neue Plattform

Sozusagen auf Knopfdruck stehen ab sofort in Österreich 150 Rettungshunde für den Einsatz bereit. Und es werden immer mehr. Denn aufgrund von Erfahrungen bei einem Einsatz in Sumatra und nach der Atomkatastrophe von Fukushima organisieren sich die österreichischen Rettungshundeführer in einer nationalen Plattform.
Jeder kennt die Bilder, wenn die top ausgebildeten Hunde in Militärmaschinen verladen werden, um irgendwo auf der Welt Menschen zu retten. Es handelt sich dabei aber nicht um "amtliche" Tiere von Polizei oder Bundesheer, sondern um private. Sie gehören ganz normalen Zivilisten, darunter eine Versicherungsangestellte, ein Lkw-Lenker oder ein pensionierter Feuerwehrmann. Diese Menschen investieren ihre gesamte Freizeit in die Ausbildung ihrer Tiere, und konnten bereits einige Weltmeistertitel einbringen. Diese Hunde haben auch internationale Prüfungen absolviert - sind sozusagen "zertifiziert" für den Rettungsdienst. Das ist auch der Grund, warum im Zuge der internationalen Rettungshundeorganisation (IRO) das Innenministerium oder die UNO zum Einsatz bitten. Fallweise gehen sie gemeinsam mit der AFDRU-Einheit der ABC-Abwehrschule in den Einsatz. Manchmal werden sie aber auch allein losgeschickt.
Einsatzgerät
Die IRO stellt auch das Einsatzgerät bereit, das unter anderem von österreichischen Mitgliedsbeiträgen gezahlt wird. Das ist alles, was man zum Leben braucht: Zelte, Stromaggregate, Feldbetten. Da kann es aber schon einmal vorkommen - wie etwa beim Erdbebeneinsatz in Sumatra -, dass die Hundeführer ohne das lebensnotwendige Gerät in vom Monsun überfluteten Ruinen sitzen.
Auch bei der Atomkatastrophe von Fukushima kam Unzufriedenheit bei den Österreichern auf. Die japanischen Kollegen baten zwar händeringend um Hilfe. Doch diese Hilferufe verhallten im Nirvana der internationalen Organisationen. Und selbst darf man ja nicht tätig werden.
Das soll sich jetzt ändern. "K-9 PRO - A Plattform Rettungshundeorganisationen -
Österreich" nennt sich ein neuer Dachverband, der nun als rein nationale Anlaufstelle dienen soll. Gleich vom Start weg haben sich sieben Vereine mit 8000 Mitgliedern und etwa 150 international zertifizierten Rettungshunde angeschlossen. Das ist die Hälfte aller österreichischen Vereine. Auch die anderen haben Interesse signalisiert.
Präsidentin ist die Vermögensberaterin Christiane Geritzer aus Bischofstetten in NÖ. Als Gründungsmitglied der IRO ist sie sozusagen "ein alter Hase" im Hundegeschäft.
Als Einsatzchef steht Peter Schüler vom Landesfeuerwehrverband Wien zur Verfügung. Der ist mit seinen 64 Jahren zwar schon zu alt für den aktiven Feuerwehrdienst, aber im Katastrophendienst steht der durchtrainierte Pensionist noch immer an vorderster Front. Über Schüler hat die K9-Plattform auch die Verbindung zum Landesfeuerwehrverband Wien.
Damit steht auch ein eigenes Logistikzentrum zur Verfügung. Damit sind die Aktivisten im Ernstfall auch in der Lage, eigenes Einsatzgerät zur Verfügung zu stellen.
Idealisten
Doch im Abheben von Telefonen und dem Verteilen von Einsatzanforderungen allein sieht Präsidentin Geritzer ihre Aufgabe nicht erschöpft. Vielmehr gehe es ihr auch darum, den idealistischen
Hundeführern das Leben zu erleichtern. Sie stecken nicht nur ihre gesamte Freizeit in die Ausbildung der Tiere, sondern auch viel Geld.
Regelmäßig müssen sie durch halb Europa zu Bewerben und Prüfungen reisen, um die Einsatzfähigkeit ihrer Vierbeiner zu beweisen. Kostenersätze dafür gibt es nur in den seltensten Fällen. Das einzige Privileg, das sie genießen, ist die Regelung, dass ihre Hunde gratis die Straßenbahn in Wien benützen dürfen. Geritzer: "Für unsere Hundeführer gibt es noch sehr viel zu tun."
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