Prozess - Tag 3: Breivik will nicht antworten

Prozess - Tag 3: Breivik will nicht antworten
Der Attentäter wirkt am dritten Prozesstag erschöpft, etwas resigniert und weicht auf Fragen zu seinem Netzwerk aus.

Ausweichend, unsicher, genervt: Der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik hat sich vor dem Osloer Gericht geweigert, tiefergehende Fragen von Staatsanwältin Inga Bejer Engh zu beantworten. Im Gerichtssaal zeigte er erneut seinen Gruß mit ausgestrecktem rechtem Arm und geballter Faust, nachdem ihm die Handschellen abgenommen worden waren.

Immer wieder wurde deutlich, wie groß offenbar Breiviks Sorge ist, dass seine Überzeugungen als Hirngespinste abgetan - und seine Taten damit als Verbrechen eines Geisteskranken eingestuft werden. "Ich hoffe, Sie legen weniger Gewicht darauf, mich lächerlich zu machen, und mehr auf die Sache", sagte er an die Adresse der Staatsanwaltschaft. Anschließend wurde Breivik hingewiesen, dass die Verweigerung seiner Aussagen gegen ihn verwendet werden könnten.

Kontakte ins Ausland

Um nicht von der Polizei entdeckt zu werden, suchte Breivik Kontakte und Verbindungen im Ausland. "Mein Eindruck war, dass die meisten militanten Nationalisten in Norwegen unter Beobachtung standen", sagte er. Das sei für ihn ein großes Problem gewesen. "Wenn es zu vermeiden ist, möchte man nicht erfasst werden", ergänzte er. Er weigerte sich jedoch, Details über etwaige Kontakte oder Treffen vor den Anschlägen des 22. Juli 2011 zu nennen: "Ich möchte keine Informationen geben, die zu weiteren Festnahmen führen könnten."

Breivik wirkte erschöpft und etwas resigniert. Auf die wiederholten Fragen der Staatsanwältin nach seinen Kontakten zu Nationalisten antwortete er: "Darf ich fragen, was die Absicht Ihrer Beweisführung ist?" Er warf der Juristin vor, mit ihrer Strategie "Zweifel streuen zu wollen, dass das Netzwerk existiert". "Ich hoffe, dass Sie weniger Energie darauf verwenden, mich zu verhöhnen und sich stattdessen um die Sache kümmern", sagte er. Anschließend wurde Breivik verwarnt, dass die Verweigerung seiner Aussagen gegen ihn verwendet werden könnten.

Der 33 Jahre alte Islamhasser Breivik muss sich in Oslo für den Tod von 77 Menschen verantworten. Er ist wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes angeklagt. Am Dienstag hatte sich der Norweger noch mit seinen Taten gebrüstet.

Ideologie im Fokus

Am Mittwoch wollten sich die Staatsanwälte auf die Zeit von 2001 bis 2006 konzentrieren, in der Breivik seinen Hass auf alles Multikulturelle und seine politische Ideologie entwickelte. Er habe vor allem über das Internet Kontakt zu Gleichgesinnten gesucht, erklärte Breivik. Welche Personen dies waren, wollte er nicht sagen. Er soll einen gesuchten serbischen Nationalisten in Liberia getroffen haben.

Sein 1500 Seiten starkes Manifest betrachtet der Massenmörder als "Terrorschule". Man müsse nicht sonderlich begabt sein, um Anschläge wie im Osloer Regierungsviertel und auf der Insel Utöya zu begehen, gab er zu.

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