Hajek: "Für die Grünen wird es schwer"

Politologe Peter Hajek im KURIER-Gespräch.
Der Meinungsforscher Peter Hajek glaubt, dass die Grünen nach dem Rücktritt von Eva Glawischnig bei der nächsten Wahl eher mit einer Niederlage rechnen müssen.

Eva Glawischnig gibt vornehmlich private und gesundheitliche Gründe für ihren Rücktritt an. Hat es nicht auch damit zu tun, dass die Grünen für die kommende Wahl eher mit einer Niederlage rechnen müssen und sie sich aus der Verantwortung nimmt?

Es wird wohl beides zutreffen. Fakt ist, dass es für die Grünen bei der kommenden Wahl schwer werden wird, ihr Niveau zu halten, und sie nicht glauben sollten, dass der Austausch der Spitzenkandidatin ihre Probleme lösen wird. Wenn dies das Kalkül ist, ist das ein Irrglaube. Klar ist, die Partei hat ihren Zenit als erfolgreichste Grünbewegung Europas erreicht, sie produzierten in den vergangenen Monaten viele negative Schlagzeilen, wie zum Beispiel das Heumarkt-Thema oder der Rauswurf der Jungen Grünen. Derzeit fällt es der Partei schwer, außerhalb ihres Spektrums neue Wähler zu gewinnen. Hier könnte man zwar Anleihen beim Van der Bellen-Wahlkampf nehmen, die Zeit drängt aber.

Das heißt, es wird für den oder die neue Kandidatin schwer werden, das Ergebnis von 2013 zu wiederholen?

Das ist korrekt. Es kommt vor allem darauf an, ob dieser Kandidat oder diese Kandidatin die ausreichende Bekanntheit und politische Reputation mitbringt. Glawischnig hatte nach wie vor gute Werte in der Zielgruppe, auch wenn diese zuletzt gelitten hatten. Und der Spitzenkandidat ist im Wahlkampf noch immer einer der wichtigsten Faktoren. Dazu kommt, dass die Partei wahrscheinlich begrenzte finanzielle Ressourcen hat und die Organisation im personellen Umbruch ist. Der oder die neue Spitzenkandidatin muss zudem das Vertrauen großer Teile der Partei haben, und muss versuchen, dass die Partei in der sehr kurzen Zeit bis zur Wahl noch einen neuen thematischen Aspekt einbringt. Die Grünen müssen zu dem Dreikampf an der Spitze eine Story erzählen.

Was haben die Grünen generell für Probleme?

Die Partei hat in ihren erweiterten Potentialen zwei Baustellen: erstens wird ihnen kaum Wirtschaftskompetenz zugetraut, in Zeiten wie diesen nicht ganz unwichtig, und zweitens ist ihre liberale Haltung in der Flüchtlingsfrage und bei der Mindestsicherung für viele potentielle Wähler ein Problem.

Was muss der oder die Spitzenkandidatin mitbringen?

Die Suche kann sich sehr schwer gestalten, denn die Zeit drängt und man sucht wieder einmal die eierlegende Wollmilchsau. Aber drei Punkte sind essentiell: Akzeptanz in der Parteibasis, ausreichende Bekanntheit zumindest in der Zielgruppe und Reputation bei Grün-Themen. Wenn dann auch noch die Zuschreibung "steht für Zukunft" hinzu kommt, hat man schon die halbe Miete.

Kommentare