Papstbesuch: Jubel und Enttäuschung

Papstbesuch: Jubel und Enttäuschung
Für viele Deutsche war es ein großes Glaubensfest - doch Kritiker meinen, dass der Papstbesuch mehr hätte bewegen können.

Der Papst hat durch seine Reise in Deutschland den Glauben zum Leuchten gebracht", schwärmt die 14-jährige Judith Winter. Die Schülerin war mit ihrer Ministrantengruppe aus Regensburg zur großen Abschiedsmesse des Kirchenoberhauptes nach Freiburg gekommen. "Papst Benedikt wir lieben Dich", war auf Plakaten zu lesen, die Pilger mitgebracht hatten. "Der Papst hat uns Kraft und Zuversicht gegeben", meint die 69-jährige Theresa Winterhalter.

Rund 100.000 Gläubige waren zum Gottesdienst nach Freiburg gekommen; trotz der kühlen Temperaturen hatten viele sogar auf im Freien auf dem Gelände übernachtet. Schon Stunden, bevor Benedikt XVI. mit dem Papamobil eintraf, sangen sie gemeinsam Lieder und stimmten sich auf die Messe ein. Der 84-jährige Benedikt XVI. mag den Kontakt mit jungen Leuten - und unzählige von ihnen waren gekommen. Im Papamobil segnete der fit wirkende Papst kleine Kinder.

Kein Image-Gewinn

Papstbesuch: Jubel und Enttäuschung

Die gute Stimmung konnte nichts daran ändern, dass viele den Besuch Joseph Ratzingers in seinem Heimatland äußerst kritisch sehen. Der katholische Theologe Daniel Bogner von der Universität Münster glaubt, dass sich die Kirche vom Papstbesuch keinen großen Image-Gewinn erhoffen kann. Und: "Inhaltlich war das, gemessen an den Erwartungen, zu wenig." Die Hoffnung vieler auf den "großen Durchbruch, etwa in Fragen der Kirchenreform", sei enttäuscht worden. "Stattdessen haben sich viele Gläubige an die eindrucksvolle Stimmung gehalten", analysiert Bogner: "Die stimmungsvollen Momente helfen aber mit den Spannungen, mit denen man als Katholik heute zu leben hat, wenig weiter."

Wer auf ein Zeichen für Reformen gehofft hatte, wurde enttäuscht. Zu vielen drängenden Zukunftsfragen blieb der Papst eine Antwort schuldig. Wünsche nach mehr Ökumene, nach Verbesserungen etwa für Wiederverheiratete Geschiedene oder nach Strategien gegen den Priestermangel blieben unerfüllt. Statt dessen beharrt Benedikt XVI. auf der Treue zu Rom und tritt gegen die "Verdünnung des Glaubens" ein.

Geständiger Schütze

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Ein 30-jähriger Berliner, der am Samstag vor der Papst-Messe in Erfurt auf Sicherheitspersonal geschossen hatte, ist geständig. Der Schütze hatte mit einem Luftgewehr auf eine Frau und einen Mann gefeuert; die beiden wurden nicht verletzt. Gegen den Schützen wird wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung und Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt. Der nicht vorbestrafte Mann befindet sich wieder auf freiem Fuß.

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