Papst traf deutsche Muslime

Papst traf deutsche Muslime
Muslime seien "ein Merkmal Deutschlands geworden": Am zweiten Tag des Papst-Besuchs in Deutschland stehen Gespräche mit Religionsvertretern im Vordergrund.

Am zweiten Tag des Papst-Besuches in Deutschland stehen Treffen mit Vertretern anderer Konfessionen im Vordergrund. Bereits am Donnerstag - gleich nach seiner Rede vor dem Bundestag - hatte Benedikt XVI. Vertreter der jüdischen Gemeinde getroffen. Freitagmorgen waren muslimische Vertreter an der Reihe, danach war ein mit Spannung erwartetes ökumenisches Spitzengespräch mit der evangelischen Kirche geplant. Das etwa halbstündige Gespräch in Erfurt findet in jenem Kloster statt, in dem Martin Luther als katholischer Mönch lebte.

Das Treffen mit 15 Vertretern der muslimischen Gemeinde fand in der Botschaft des Vatikan in Berlin statt und war nicht öffentlich. Zu dem Gespräch waren unter anderem der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, sowie Mitglieder der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) eingeladen.

Muslime als "Merkmal Deutschlands"

Papst traf deutsche Muslime

Bei dem Treffen stand das Verhältnis zwischen Christentum und Islam im Mittelpunkt. Der Papst fand dabei anerkennende Worte. Laut einem Rede-Protokoll bezeichnete Josef Ratzinger Muslime als "Merkmal Deutschlands": "Die Anwesenheit zahlreicher muslimischer Familien ist seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zunehmend ein Merkmal dieses Landes geworden", wird der Papst darin zitiert. Weiter sagte der Papst: "Viele Muslime messen der religiösen Dimension des Lebens große Bedeutung bei", was "zuweilen als Provokation aufgefasst" werde.

Auch in einer pluralistischen Gesellschaft sei die Religionszugehörigkeit aber von Bedeutung, sagte der Papst: "Die katholische Kirche setzt sich entschieden dafür ein, dass der öffentlichen Dimension der Religionszughörigkeit eine angemessene Anerkennung zuteilwird." Der Papst mahnte die Muslime aber, sich bei ihrer Religionsausübung an den ethischen Werten des Grundgesetzes als "Grundlage des menschlichen Zusammenlebens" zu orientieren. Der gegenseitige Respekt sei nur mit der Beachtung einiger unveräußerlicher Rechte möglich. Es müsse beständig daran gearbeitet werden, sich gegenseitig besser kennenzulernen und zu verstehen, so Benedikt XVI.

Nach einer Rede vor fünf Jahren in Regensburg hatten Muslime dem Papst vorgeworfen, den Islam in die Nähe der Gewalt gestellt zu haben. In der islamischen Welt hatte es gegen die umstrittenen Zitate heftige Protest gegeben. In Deutschland leben 3,8 bis 4,3 Millionen Muslime, 45 Prozent davon sind deutsche Staatsbürger. Etwa zwei Drittel haben in der Türkei ihre Wurzeln.

Spitzentreffen mit der evangelischen Kirche

In Erfurt findet am Freitag ein weiteres Spitzengespräch statt: Im Kloster, in dem der Reformator Martin Luther (1483-1546) als katholischer Mönch lebte trifft der Papst mit führenden Vertetern der evangelischen Kirche zusammen.

Diese haben Benedikt XVI. bereits im Vorfeld des Treffens zur Annäherung aufgerufen: Er erwarte sich Impulse für die Ökumene, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider. Dabei müsse man sich "schon auf Augenhöhe begegnen." Zugleich machte der EKD-Chef klar, dass bei aller Annäherung der Papst für evangelische Christen keine oberste lehramtliche und juristische Instanz werden könne. "Das wäre so nicht akzeptabel", betonte Schneider. Der EKD-Vorsitzende steht an der Spitze von 24 Millionen Protestanten in Deutschland.

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