Neue Hoffnung für die verurteilte Mörderin

Neue Hoffnung für die verurteilte Mörderin
Ein Gutachten wirft den Ermittlern im Fall Amanda Knox schwere Fehler vor. Die Studentin darf wieder hoffen.

Amanda Knox kann wieder lächeln. Denn die DNA-Spuren, auf denen ihre Verurteilung im ersten Prozess in Perugia in Italien beruhte, sind wertlos. Das besagt ein neues Gutachten von zwei Rechtsmedizinern, die das Gericht bestellt hatte.

Die heute 24-jährige Amerikanerin und ihr Ex-Freund Raffaele Sollecito, 27, wurden Ende 2009 schuldig gesprochen, Meredith Kercher 2007 gemeinsam mit einem dritten Täter ermordet zu haben, weil sich die damals 21-jährige britische Studentin geweigert haben soll, mit den anderen Sex zu haben.

Knox und Sollecito haben von Anfang an ihre Unschuld beteuert. Sie seinen in der Nacht des 1. November 2007 zur fraglichen Zeit nicht am Tatort gewesen, sondern in der Wohnung Sollecitos. Dort hätten sie getrunken, Drogen geraucht und den Computer benutzt. Das Mordopfer wurde gequält, ehe man ihm die Kehle durchschnitt. Amanda Knox wurde zu 26 Jahren Haft verurteilt, ihr Ex-Freund erhielt 25 Jahre und der dritte Täter Rudy Guede 16 Jahre.

Schlampige Spurensicherung

Neue Hoffnung für die verurteilte Mörderin

Laut den Gutachtern von der römischen Universität Sapienza hat die Spurensicherung am Tatort schwer geschlampt. Die DNA könnte erst nachträglich auf Kerchers Büstenhalter-Verschluss gekommen sein, um den es im ersten Indizienprozess ging. Als nicht zuverlässig werden im jetzt laufenden Berufungsprozess die im Jahr 2007 festgestellten Resultate eingeschätzt. Es wären zu viele Menschen am Tatort gewesen, die Spuren verteilen und verwischen konnten. Die Ermittler trugen nicht immer Masken, hatten schmutzige Handschuhe und nahmen mit derselben Watte mehrere Blutspuren auf. Außerdem hätten sie nicht immer Pinzetten verwendet.

Am Samstag wird das Gericht über die Zuverlässigkeit des Gutachtens befinden und möglicherweise eine weitere Expertise bestellen. Erst dann wird man erfahren, ob es zu einer endgültigen Wende im Prozess gegen Amanda Knox und Raffaele Sollecito kommen wird. Der spektakuläre Fall, über den ein Fernsehfilm gedreht wurde, war zeitweise zum Politikum zwischen Italien und den USA geraten. Sympathisanten von Knox unterstellten der italienischen Justiz Antiamerikanismus.

Fest steht, dass Amanda Knox ihr Leben in Perugia in vollen Zügen genossen hat. Dem ersten Urteil nach wurde das ihrer Mitbewohnerin Kercher zu viel, und sie machte Knox Vorhaltungen. Deshalb soll Knox Aggressionen gegen die junge Britin gehegt haben.
Die Eltern der beiden Verurteilten kämpfen für die Entlassung ihrer Kinder. "Für uns ist das ein guter Tag", sagte Amandas Mutter Edda Mellas, als das Gutachten bekannt wurde.

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