Nach Sex-Skandal: Strauss-Kahn wird verhört

Dominique Strauss-Kahn, früher Chef des Währungsfonds.
Frankreich: Der ehemalige IWF-Chef steht als Verdächtiger in einer Affäre um Sex-Partys erneut im Visier der Justiz.

Es geht um zügellose Sex-Partys in Paris und Washington, um Prostituierte, hochrangige Politiker, Polizeichefs und dubiose Geschäftsmänner. Und ein alter Bekannter steht in der Callgirl-Affäre erneut im Visier der Ermittler: Dominique Strauss-Kahn. Der frühere IWF-Chef begab sich gestern, Dienstag, in Lille in Polizeigewahrsam, um seine Aussage zu machen.

Bandenmäßige Zuhälterei

Nach Sex-Skandal: Strauss-Kahn wird verhört

Der 62-Jährige bestreitet nicht, dass er mehrfach an Sex-Partys teilgenommen hat. Bei dem Verhör geht es vor allem um die Frage, ob Strauss-Kahn bei seiner Teilnahme an den gesponserten Sex-Partys in den Jahren 2010 und 2011 wusste, dass die Teilnehmerinnen Prostituierte waren. Sollten die Ermittler Hinweise darauf finden, droht ihm eine Anklage wegen Beihilfe zu „bandenmäßiger Zuhälterei“. Und eine schwere Strafe: Allein auf Beihilfe zur Zuhälterei stehen bis zu fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe von 375.000 Euro.

Mehrere Prostituierte, die von der Polizei befragt wurden, sagten aus, sie hätten mit Strauss-Kahn Sex gehabt. Dieser behauptet, er habe nicht gewusst, dass es sich um Prostituierte handelte. „Ich fordere Sie auf, eine nackte Prostituierte von jeder anderen nackten Frau zu unterscheiden“, sagte Strauss-Kahns Anwalt Henri Leclerc im französischen TV.

Reise- und Hotelkosten der Frauen wurden laut Zeugen von beteiligten Geschäftsmännern bezahlt. Die Ermittler könnten dem – damals noch hochrangigen – Politiker Strauss-Kahn nun auch vorwerfen, von unterschlagenen Firmengeldern profitiert oder selbst Gefälligkeiten geleistet zu haben.

Acht Verdächtige

Die Hauptbeschuldigten in der Callgirl-Affäre sind aber andere Personen. Ein Zuhälterring soll Kunden von Luxushotels in Lille mit Prostituierten aus Belgien versorgt haben. Gegen acht Verdächtige wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet – darunter der Direktor des Carlton-Hotels und die Nummer zwei der Polizei für den Norden Frankreichs. Bezahlt haben soll die Rechnungen unter anderem David Rouquet, der damalige Direktor einer Niederlassung des Baukonzerns Eiffage. Den Prostituierten wurden laut Medien 500 bis 1600 Euro für Partys in Paris und New York bezahlt.

Im August hatte die US-Justiz ein Verfahren gegen Strauss-Kahn wegen versuchter Vergewaltigung eines Zimmermädchens eingestellt. Ein Vorverfahren wegen sexueller Belästigung einer französischen Autorin wurde ebenfalls eingestellt.

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