Mutmaßlicher NS-Scherge Csatary verhaftet

Mutmaßlicher NS-Scherge Csatary verhaftet
Der 97-Jährige soll mitverantwortlich für den Transport Tausender Juden ins KZ Auschwitz gewesen sein - er wurde in Ungarn gestellt.

Der mutmaßliche ungarische Nazi-Verbrecher Laszlo Csatary ist am Mittwoch in Budapest festgenommen und als Verdächtiger von der Ermittlungsbehörde verhört worden. Die Festnahme des 97-jährigen erfolgte nicht an seinem bisher bekannten Wohnort, sondern an einer unbekannten Adresse. Die Staatsanwaltschaft wird angesichts des hohen Alters nicht Untersuchungshaft, sondern Hausarrest beantragen.

Die Budapester Fahndungsbehörde hatte im September 2011 auf Ersuchen des Simon-Wiesenthal-Zentrums eine Fahndung wegen des Verdachts auf Kriegsverbrechen durch den heute 97-Jährigen ausgeschrieben. Als Polizeichef von Kosice im ungarisch besetzten Teil der Slowakei soll Csatary in den Jahren 1941 und 1944 eine wichtige Rolle bei der Deportation von Juden gespielt haben. Laut dem Direktor des Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem, Efraim Zuroff, war Csatary konkret mitverantwortlich für den Abtransport von 15.700 Juden in das Konzentrationslager Auschwitz; er zählte zu den meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrechern des Zweiten Weltkriegs.

Wie der zuständige Staatsanwalt Tibor Ibolya erklärte, hat der Verdächtige jegliche Schuld geleugnet und betont, er habe "nur auf Befehl gehandelt und seine Pflichten erfüllt". Aus seinen Worten sei deutlich geworden", welches Verhältnis er zu Menschen anderen Glaubens" habe.

Laszlo Csatary war 1945 in der damaligen Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Er lebte jahrzehntelang in Kanada, bis ihm 1997 die kanadische Staatsbürgerschaft aberkannt wurde. Danach tauchte Csatary 15 Jahre unter. Vor seiner Flucht hatte er vor kanadischen Ermittlern seine Beteiligung an der Deportation von Juden eingeräumt, seine Rolle aber als "begrenzt" bezeichnet. Die britische Zeitung "The Sun" spürte Csatary jüngst mit Hilfe von Informationen des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Budapest auf, er tauchte dann aber wieder unter. Den ungarischen Behörden wurde daraufhin Untätigkeit vorgeworfen, da auch sie seit mehr als zehn Monaten über dieselben Informationen verfügt hätten.

Zum Tode verurteilt

Mutmaßlicher NS-Scherge Csatary verhaftet

Laszlo Csatary war 1945 in der damaligen Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Er lebte jahrzehntelang in Kanada, bis ihm 1997 die kanadische Staatsbürgerschaft aberkannt wurde. Danach tauchte Csatary 15 Jahre unter. Vor seiner Flucht hatte er laut AFP vor kanadischen Ermittlern seine Beteiligung an der Deportation von Juden eingeräumt, seine Rolle aber als "begrenzt" bezeichnet. Die britische Zeitung The Sun spürte Csatary jüngst Budapest auf, tauchte dann aber wieder unter. Den ungarischen Behörden wurde daraufhin Untätigkeit vorgeworfen, da auch sie seit mehr als zehn Monaten über dieselben Informationen verfügt hätten.

Erst am Dienstagabend hatte das Wiesenthal-Zentrum die ungarische Regierung erneut zur Strafverfolgung von Laszlo Csatary aufgefordert. "Die vergangene Zeit schmälert in keiner Weise die Schuld des Mörders, und sein Alter sollte in keiner Weise einen Täter des Holocaust vor Strafe schützen", hieß es in einer Aussendung.

Zuvor waren am Dienstag Ungarns Staatspräsident Janos Ader und Israels Premier Benjamin Netanyahu zusammengetroffen. Der israelische Regierungschef warnte bei dem Treffen vor der Gefahr des wachsenden Antisemitismus in Ungarn. "Es gibt Sorgen in Israel und der jüdischen Welt vor einer Wiederkehr des Antisemitismus in Ungarn. Ein derart gefährliches Phänomen sollte bekämpft werden, bevor es sich ausbreitet", sagte Netanyahu laut einer Mitteilung des israelischen Außenministeriums. Ader sprach sich nach dem Treffen für eine gemeinsame Bekämpfung des Antisemitismus aus, berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI. Die Kontroverse um Csatary wurde von Netanyahu und Ader nicht besprochen, hieß es nach dem Treffen.

 

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