Murdoch-Vertraute festgenommen

Murdoch-Vertraute festgenommen
Rebekah Brooks, ehemalige Chefredakteurin der umstrittenen britischen Tageszeitung "News of the World" ist im Gewahrsam der Behörden.

Im Abhörskandal um die Boulevardzeitung News of the World hat die britische Polizei die enge Murdoch-Vertraute Rebekah Brooks (43) festgenommen. Die Ex-Chefredakteurin des Blattes wurde laut Polizei am Sonntag wegen mutmaßlicher Verstrickungen in der Affäre und wegen Korruptionsverdachts in Gewahrsam genommen. Trotz einer großen Entschuldigungskampagne von Rupert Murdoch wurden indes Rufe nach einer Zerschlagung seines Medienkonzerns laut.

Scotland Yard erklärte ohne Nennung eines Namens, dass eine 43-Jährige auf Vorladung bei der Polizei erschienen und festgenommen worden sei. Später bestätigte Brooks' Sprecher Medienberichte, dass es sich dabei um die frühere Chefredakteurin der News of the World handle. Sie war zur Zeit des Abhörskandals für das Blatt verantwortlich. Bis zu ihrem Rücktritt am Freitag war sie Chefin von Murdochs britischer Zeitungsgruppe News International. Laut Polizei steht sie unter Verdacht, für die Bestechung von Polizisten und das Abhören von Mailboxen mitverantwortlich zu sein.

Dass die Polizei, die wegen ihres Umgangs mit dem Abhörskandal selbst in der Kritik steht, Brooks ausgerechnet kurz vor deren geplanter Anhörung vor einem Parlamentsausschuss festnahm, warf Fragen auf. Brooks' Sprecher sagte, ihre Festnahme stelle ihr Erscheinen vor dem Medienausschuss des Unterhauses infrage. Sie soll eigentlich am Dienstag gemeinsam mit Rupert Murdoch und dessen Sohn James zum Abhörskandal Rede und Antwort stehen. Der Vorsitzende des Medienausschusses, John Whittingdale, sagte, die Teilnahme von Brooks sei unklar, da ihre Befragung die Ermittlungen der Polizei stören könnte.

Entschuldigungskampagne

Die News of the World war im Zuge immer neuer Enthüllungen um das Abhören von Handy-Mailboxen tausender Menschen, darunter Verbrechensopfer und Prominente, vor einer Woche eingestellt worden. Murdoch schaltete am Wochenende große Anzeigen in der Presse, in denen er sich für den Skandal entschuldigte. Die ganzseitige Zeitungsanzeigen waren mit "Es tut uns Leid" und "Wiedergutmachen, was falsch gelaufen ist" überschrieben. Der 80-Jährige räumte "ernsthaftes Fehlverhalten" ein und bedauerte, "nicht schneller gehandelt zu haben, um die Dinge ins Reine zu bringen".

Als Konsequenz aus dem Abhörskandal forderte Oppositionsführer Ed Miliband eine Zerschlagung des Murdoch-Konzerns in Großbritannien. "So viel Macht in der Hand einer Person hat eindeutig zu Machtmissbrauch innerhalb seiner Organisation geführt", sagte der Labour-Chef der Zeitung The Observer. Eine solche Machtkonzentration sei "ziemlich gefährlich". Auch Vizeregierungschef Nick Clegg sprach sich für mehr Vielfalt auf dem britischen Medienmarkt aus.

Kritik auch an Cameron

Scotland Yard musste unterdessen einräumen, dass ein ranghoher Polizist zwischen 2006 und 2010 unzählige Male Vertreter des Medienimperiums bei gesellschaftlichen Anlässen traf. Scotland Yard wird vorgeworfen, trotz erster Vorwürfe gegen News of the World im Jahr 2005 den Abhörskandal nicht aufgedeckt zu haben. Unter Druck geriet auch der konservative Regierungschef David Cameron: Einer am Freitag von der Regierung veröffentlichten Liste zufolge traf er innerhalb von 15 Monaten 26 Mal mit führenden Vertretern des Murdoch-Konzerns zusammen. Der Abgeordnete John Whittingdale als Vorsitzender des Parlamentsausschusses sieht sich wegen seiner Facebook-Freundschaften zu Brooks und Murdochs Tochter Elisabeth Kritik ausgesetzt.

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