Murdoch bittet um Entschuldigung

Murdoch bittet um Entschuldigung
Der Medienmogul bezeichnete das Vorgehen seiner Mitarbeiter als "gravierendes Fehlverhalten", und entschuldigte sich öffentlich.

Nach dem Abhörskandal beim britischen Boulevardblatt News of the World zeigt sich der Verleger Rupert Murdoch reuig. Er hat sich in einem Hotel in der Londoner Innenstadt mit den Angehörigen der ermordeten Milly Dowler getroffen. Wie die britische Agentur PA am Freitag weiter berichtete, habe sich Murdoch für das entschuldigt, was Mitarbeiter von News of the World der Familie angetan haben.

Es sei ein privates Treffen von Murdoch mit Eltern und Schwester der getöteten Milly Dowler gewesen, um das der Medienzar gebeten hatte. Murdoch habe sich mehrfach demütig und aufrichtig bei der Familie entschuldigt, hieß es. "Er bat um Entschuldigung und sagte, das hätte nicht passieren dürfen", sagte der Anwalt der Familie Dowler, Mark Lewis, nach dem Treffen. "Murdoch sagte, die Vorgehensweise der News of the World habe nicht den Standards entsprochen, die sein Vater, ein angesehener Journalist, und seine Mutter gesetzt haben." Diese hatten den Grundstein für das Imperium gelegt.

"Sorry" auch an die Briten

Murdoch bittet um Entschuldigung

Am Samstag entschuldigte sich Murdoch außerdem in ganzseitigen Zeitungsanzeigen für den Abhörskandal bei seinem Boulevardblatt. "We are Sorry" ("Es tut uns leid") lautet die Überschrift des Anzeigentextes, der in allen landesweit erscheinenden Zeitungen Großbritanniens geschaltet worden war. Der Text trägt die Signatur von Rupert Murdoch.

"Das Geschäft der News of the World war es, andere zur Verantwortung zu ziehen. Sie versagte, als es um sie selbst ging. Das ernsthafte Fehlverhalten, das passierte, tut uns leid", heißt es in dem Text. Und Murdoch fügt darin hinzu: "Es ist mir klar, dass es nicht genug ist, sich einfach zu entschuldigen."

"Unser Geschäft wurde auf der Annahme gegründet, dass eine freie und offene Presse eine positive Kraft in der Gesellschaft sein sollte. Dahin müssen wir wieder kommen", schrieb er und kündigte einen transparenten Aufklärungsprozess an. "In den kommenden Tagen, in denen wir weitere konkrete Schritte unternehmen werden, um diese Dinge zu lösen und den Schaden zu begleichen, den sie verursacht haben, werden Sie mehr von uns hören."

Rupert Murdoch soll gemeinsam mit seinem Sohn James am kommenden Dienstag vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu der Abhöraffäre aussagen. Zuletzt waren zwei Topmanager des Unternehmens von ihren Posten zurückgetreten.

Rücktritte

Murdoch bittet um Entschuldigung

Unterdessen verliert der Medienmogul eine weitere wichtige Führungsfigur in seinem Imperium News Corp.: Les Hinton tritt zurück. Er ist Chef der Tochterfirma Dow Jones, deren Aushängeschild das Wall Street Journal ist. Hinton hatte über Jahre die britische News-Corp.-Verlagstochter News International geleitet, zu der auch das Skandalblatt News of the World bis zu seiner jüngsten Einstellung gehörte.

"Es spielt keine Rolle, dass ich nicht wusste, was da vermutlich passiert ist", sagte Hinton am Freitag in der Mitteilung über seinen sofortigen Rücktritt. "Unter diesen Umständen ist es meiner Ansicht nach angemessen, aus der News Corp. auszuscheiden, und mich bei allen zu entschuldigen, die von den Aktionen der News of the World verletzt wurden."

Nur Stunden zuvor hatte Murdoch die aktuelle britische Verlagschefin Rebekah Brooks nach massivem öffentlichen Druck ziehen lassen müssen. Brooks war bis zum Jahr 2003 Chefredakteurin von News of the World und später des zweiten britischen Murdoch-Boulevardblattes The Sun. Auch Murdochs Sohn James, der das Europa-Geschäft leitet, steht in der Kritik.

Die Rücktritte kommen an einem Tag, an dem Murdoch sich zum einen bei den Opfern der Abhöraktionen in Großbritannien entschuldigte, in dem zum anderen aber auch Ermittlungen der US-Bundespolizei FBI ihren Lauf nahmen. Sie geht dem Verdacht auf den Grund, dass News-Corp.-Mitarbeiter auch die Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 abgehört haben könnten. In Australien stehen Murdoch-Medien ebenfalls unter verschärfter Beobachtung.

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