"Mit dem Käfigverbot bei Geflügel vergleichbar"

"Mit dem Käfigverbot bei Geflügel vergleichbar"
Schweine haben tierfreundlichere Ställe verdient.“ Das sagt Johannes Baumgartner von der Vetmed Uni Wien.

KURIER: Herr Baumgartner, wie tickt das Schwein?
Johannes Baumgartner: Schweine sind hoch entwickelte Lebewesen. Der Beweis ist ihr Rüssel: ein hoch spezialisiertes, sensibles Organ, ähnlich der menschlichen Hand, das Gerüche und Berührungen wahrnimmt, soziale Interaktionen bestimmt und ein Feld im Nu umgraben kann. Es ist schwer vorstellbar, dass so ein Tier die derzeitige Form der kommerziellen Tierhaltung als artgemäß empfindet.

Was empfinden Schweine?
Schweine empfinden Leid, Schmerz, Frust und Angst, aber auch Freude. Wenn diesen Tiere in einer reizarmen Haltungsumwelt langweilig ist, entsteht ausschließlich Frustration. Die Folgen sind bekanntlich Schwanz- und Ohren beißen oder Stereotypien. In der Abferkelbucht mit Kastenstand wird das hoch motivierte Verhalten der Muttersau, ein Nest für die Geburt der Ferkel zu bauen, gänzlich unterbunden, was die Tiere stark stresst.

Welche Folgen hat tierfreundlichere Produktion für die Schweinebauern?
Die Umstellung bringt wirtschaftlich harte Zeiten mit großer Unsicherheit. Die heutige Situation ist mit jener der Geflügelbranche vor dem Käfigverbot in den 90er-Jahren vergleichbar. Bei der Ferkelerzeugung wird ein Produktionsrückgang um ein Drittel erwartet, wenn es zu einem Kastenstandsverbot käme. Um diese Entwicklung verkraftbar zu machen, wird es nicht reichen, die Konsumenten aufzufordern, heimische Ware zu einem höheren Preis zu kaufen. Der finanzielle Mehraufwand müsste durch Ausgleichszahlungen für tierfreundliche Produktion abgegolten werden.

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