Migration: Trends und Entwicklungen

Migration: Trends und Entwicklungen
Falsch verstandene Witze und Willkür der Asylbehörden: Die Alltagsprobleme der Menschen mit Migrationshintergrund.

Österreich ist ein Einwanderungsland. Im Vergleich zu 2010 stieg im Vorjahr die Zahl der Zuwanderer um 14 Prozent. Insgesamt leben 971.000 Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit in Österreich. Das sind immerhin 11,5 Prozent der Bevölkerung. Die Gruppe der Menschen mit Migra­tionshintergrund (darunter fallen u. a. auch Nachkommen von Eltern mit ausländischem Geburtsort) macht sogar 18,9 Prozent aus.

Mit 227.000 Personen stellen die Deutschen die größte Herkunftsgruppe (Staatsbürgerschaft bzw. Geburtsland). Eine davon ist Joanna Al-Athamneh aus Aachen. "Am Anfang war die Sprachbarriere befremdlich. Wenn ich einen Witz erzählt habe, ist er nicht angekommen." Seit zwei Jahren studiert die 22-Jährige Geschichte an der Uni Wien. Die Österreicher seien viel lockerer als die Deutschen. Ihr Wiener Freund gebe sein Bestes, um ihr bei der Integration zu helfen.

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Insgesamt sind derzeit rund 60.000 Ausländer an den heimischen Unis inskribiert. Das ist ein Fünftel aller Studenten. Österreich wird aber auch für ausländische Forscher zunehmend attraktiver: "Die Lebensqualität in Österreich ist sehr hoch", sagt Ivan Yudushkin (36). Seit Mai leitet der gebürtige Moskauer Molekularbiologe ein Forschungsteam an den Max F. Perutz Laboratories (MedUni/Uni Wien). Nach fünfeinhalb Jahren in den USA schätzt der Vater zweier Kinder vor allem das heimische Bildungs- und Gesundheitssystem. Mit Rassismus sei er in Wien noch nie konfrontiert worden. In Sachen Integration könne Österreich dennoch Einiges von den USA lernen: "Dort zählt nicht, woher du kommst, sondern allein, was du leistest."

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Ganz anders stellt sich die Lebenssituation jener Menschen dar, die in Österreich Asyl suchen. Im Vorjahr waren es 14.000 – um 3000 mehr als noch 2010. Afghanen stellten dabei die größte Gruppe (3609). "Die erste Zeit im Asylheim war furchtbar. Ich hatte überhaupt keine Beschäftigung und konnte nicht einmal Deutsch lernen", erinnert sich der 22-jährige Shoukat Ali, der 2008 aus Afghanistan flüchtete. Mittlerweile gewährten ihm die Behörden subsidiären Schutz, was Ali ermöglicht, eine Lehre als Zahntechniker zu machen. An Österreichs Asylpolitik lässt er kein gutes Haar: "Die Bestimmungen werden immer strenger". Am schlimmsten sei die quälende Ungewissheit, in der die Asylwerber verharren müssen. "Man wartet und weiß nicht, wann es zu einer Entscheidung kommt. Dauert es noch einen Tag oder ein Jahr?"

Rund 248.000 Menschen mit türkischem Migrationshintergrund leben derzeit in Österreich. So wie Sezai Ibis . "Hier kann man Mensch sein, hier kann man gut leben", sagt der 34-Jährige. Mit 13 kam er nach Wien. "Als ich angekommen bin, habe ich gehofft, endlich ganz viele Spielsachen zu haben." Eines sei aber von Anfang an klar gewesen: "Ohne Sprache geht es nicht – auch wenn man ein Genie ist." Deshalb besuchte Ibis ein Jahr lang einen privaten Deutschkurs. Seit 2003 ist er Straßenbahnfahrer. Am Steuer seiner Bim ist er auch mit Dingen konfrontiert, die ihm weniger gefallen: "Früher war es leise in der Straßenbahn. Jetzt sitzt auf jedem Sitzplatz ein Mensch mit anderer Sprache, der laut telefoniert. Das ist einfach respektlos."

Reden Sie mit Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz am KURIER-Telefon: Montag, 22. 10., 8.30 bis 9.30 Uhr. 01/52 100 - 2303.

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