"Mehr Respekt für Kinder"

"Mehr Respekt für Kinder"
Kinderschutz-Preis. Initiativen werden gesucht, die die Situation von Kindern in Österreich verbessern.

In Österreich wird erstmals der Kinderschutzpreis "MYKI" ausgeschrieben. Warum ist dieser Preis so wichtig? Darüber sprach der KURIER mit Martina Fasslabend, die "MYKI" ins Leben gerufen hat.

KURIER: Warum sind Ihnen Kinderrechte ein besonderes Anliegen?
Martina Fasslabend: Ich bin seit 16 Jahren Präsidentin der "Möwe", die sich für sexuell missbrauchte und für misshandelte Kinder starkmacht: Der Verein finanziert Psychotherapie für die betroffenen Kinder und begleitet sie bei Gerichtsprozessen. Uns fiel auf: Die Empörung ist groß, wenn Missbrauchsfälle in kirchlichen oder institutionellen Einrichtungen ans Licht kommen. Doch sobald der Zorn verebbt ist, ist Kinderschutz kein Thema mehr, über das öffentlich diskutiert wird.

Was genau soll mit dem Preis also ausgezeichnet werden?
Weil wir mit negativen Beispielen offensichtlich kein Umdenken bewegen können, dachten wir: Packen wir das Thema doch von seiner positiven Seite an. Machen wir öffentlich, welche Personen oder Vereine sich für das Wohl der Kinder einsetzen. So wollen wir den Stellenwert des Kindes in der Gesellschaft erhöhen.

Kinder scheinen in Österreich eine kleinere Lobby zu haben als z. B. Tiere. Warum ist das wohl so?
Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass es alles andere als selbstverständlich ist, dass Kinder glücklich aufwachsen und sie eine gute Erziehung genießen. Kinder sind eigenständige Persönlichkeiten, wie Erwachsene auch. Dieses Bewusstsein fehlt in unserer Gesellschaft. Deshalb setzen sich auch so wenige dafür ein.

"Mehr Respekt für Kinder"

Was muss sich ändern, damit Kinder sich gesund entwickeln können?
Das Kind muss in viel mehr Lebensbereichen in den Mittelpunkt gerückt werden. Beispiel Gesundheitssystem. Das ist auf Erwachsene ausgerichtet. Über einen Kinderarzt hinaus wird es schon schwierig, adäquate Einrichtungen zu finden. Weiterer Punkt: Wir benötigen viel mehr Beratungseinrichtungen für Eltern. Die müssen schon in der frühen Kindheit ansetzen und z. B. über gesunde Ernährung aufklären. Besonders wichtig ist mir die psychische Gesundheit. Wer kümmert sich, wenn es die Eltern nicht tun? Niemand! Da wird meist nur dilettiert.

Wer muss hier aktiv werden? Die Politik?
Ja, aber nicht nur, sondern die ganze Gesellschaft. Handeln müssen alle. Besonders jene, die in die Erziehung der Kinder involviert sind, wie z. B. Lehrer. Deren Ausbildung berücksichtigt immer noch nicht die neusten Erkenntnisse der Wissenschaft. Leider fehlen auch Kinderpsychiater etc.

Was hat die Gesellschaft davon, wenn sie Kindern eine gesunde körperlich und psychische Entwicklung zu ermöglicht?
Gesunde Kinder sind später im Beruf erfolgreich und Stützen des Staates. Ich wünsche mir, dass ihnen bei uns generell mehr Respekt entgegengebracht wir. In Skandinavien ist es z. B. gesellschaftlicher Konsens, dass niemand Kinder verächtlich machen darf.

MYKI: Vorbilder gesucht

Kinderschutzpreis
Private, Unternehmen, Vereine etc. können Projekte einreichen, die den Schutz, die Förderung und die Stärkung von Kindern zum Ziel haben. Bis 15. Oktober 2011 unter www.kinderschutz-preis.at bewerben, Preisverleihung ist am 22.November.

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