Leck an Bohrinsel gefunden

Leck an Bohrinsel gefunden
Hochexplosive Gase treten in einer Tiefe von 4000 Metern aus. Konzern und Umweltschützer sind sich über die Gefahren uneins.

Die Furcht vor einem Umweltdesaster in der Nordsee wächst.

An der Bohrinsel "Elgin" des französischen Betreibers Total trat auch am Mittwoch ungehindert zumindest hochexplosives Gas durch ein Leck aus. Umweltschützer gehen davon aus, dass das austretende Gasgemisch giftige Schwefelverbindungen enthält. Der Total-Konzern dementierte dies. "Wir können mit Sicherheit ausschließen, dass sich in dem Gas giftige Substanzen befinden", sagte eine Total-Sprecherin am Abend.

Am Mittwoch gelang es laut Total, das Leck zu lokalisieren. Es soll 4000 Meter unter dem Meeresgrund liegen, an einer vor einem Jahr außer Betrieb genommenen Gasbohrung. Schiffe dürfen sich wegen der Explosionsgefahr nur auf zwei Seemeilen nähern, Flugzeuge müssen sogar drei Meilen Abstand halten. In der Nähe der Plattform seien vorbeugend Feuerwehrschiffe platziert worden. Umweltschützer sprachen von einem "Bohrloch der Hölle" und erinnerten an die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko im Jahr 2010.

Der schottische Umweltminister Richard Lochhead forderte "maximale Transparenz" von Total und der Regierung in London. 1988 war es fast an gleicher Stelle bei der Explosion der Plattform Piper Alpha zur Katastrophe gekommen - 167 Arbeiter starben. Total brachte die 238 Arbeiter sofort in Sicherheit. Auch Shell räumte zwei nahe Plattformen.

Auf den Konzern könnten Kosten von bis zu zehn Milliarden Dollar (7,50 Mrd. Euro) zukommen, falls die Förderplattform explodiert. Die billigste Prognose der Analysten beläuft sich auf 150 Millionen Euro. Dazu müsste das Leck aber bald unter Kontrolle gebracht werden und die Produktion lediglich zwei Wochen ausfallen.

Kein Plan

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Die Betreiberfirma hatte am Mittwoch noch keinen genauen Plan zur Vorgehensweise. Bis alle Informationen gesammelt sind, sollten mehrere Lösungswege parallel vorangetrieben werden, sagte Sicherheitschef David Hainsworth.

Sollte die Quelle nicht von selbst versiegen, könnte das Bohrloch mit schwerem Schlamm vollgepresst werden. Experten nennen das einen "Kill". Sicherer wäre eine Entlastungsbohrung, die allerdings bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen kann.

Bei dem Gas handelt es sich um eine entflammbare, potenziell explosive Kohlenwasserstoff-Verbindung, die auch hochgiftige Schwefelverbindungen enthalten könnte. Auf dem Meer hat sich ein Film aus kondensiertem Gas über eine Fläche von rund 4,8 Quadratkilometern ausgebreitet. Bisher sind laut Total rund 20 Tonnen Gas ausgetreten.

Umstrittene Auswirkungen

Umstritten sind die Auswirkungen auf die Umwelt. Bei dem Gas handle sich um eine entflammbare, potenziell explosive Kohlenwasserstoffverbindung, sagte der Total-Sprecher. Umweltexperten gehen davon aus, dass es auch hochgiftige Schwefelverbindungen enthält. "Schwefelwasserstoff tötet alles Leben ab", sagte Peter Lutter von der Umweltschutzorganisation WWF.

Der britische Experte Martin Preston von der Universität Liverpool hält dagegen das Risiko für überschaubar. "Wir haben hier nicht die Dimension wie vor zwei Jahren im Golf von Mexiko", sagte er der BBC. Das Gas sei viel leichter und viel flüchtiger als das Öl in den USA.

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