Längste heimische Bankraub-Serie geklärt

Längste heimische Bankraub-Serie geklärt
Mit 26 Coups sollen zwei Mazedonier die größte Bankraubserie in Österreich begangen haben. Beide sind nun gefasst.

Sie nannten sich selbst die "Moneymaker-Räuber" - weil ihnen bei einem Coup das Plastiksackerl mit der Beute, das den Aufdruck der bekannten TV-Lotto-Sendung hatte, gebrochen war und sie die Geldscheine wie die Kandidaten in der Gelddusche auf den Armen aus der Bank tragen mussten.

Ihr Vorbild war US-Schauspieler Charlie Sheen ("Two and a half men") - so wie dieser wollten sie auch leben. Ihre Beute in Millionenhöhe haben sie bis auf den letzten Cent verprasst - mit Besuchen in Bordellen, Spielsalons, mit viel Alkohol und Drogen. Doch jetzt sitzen die beiden lang gesuchten mutmaßlichen Bankräuber endgültig hinter Gittern: Mit insgesamt 26 Überfällen in den Jahren 2004 bis 2011 sind die beiden verdächtigen Mazedonier für die bisher größte Bankraubserie der österreichischen Kriminalgeschichte verantwortlich. "Wir haben schon lange gewusst, dass wir es mit Serientätern zu tun haben." Das sagt Robert Klug vom Landeskriminalamt Wien über die lang andauernden Ermittlungen.

Der erste Bankraub, den Vulnet H., 34, und Nuri N., 33, begangen haben sollen, gab es im April 2004 in Wien-Meidling. Doch erst im Juni 2009 gelang es, einen der Räuber zu fassen: Kurz nach einem Überfall in Wien-Ottakring wurde Vulnet H. damals auf der Flucht von einer Funkstreife geschnappt. Ihm konnten vorerst jedoch nur drei Überfälle nachgewiesen werden - für die er zu neun Jahren Haft verurteilt worden ist. Über seinen Komplizen schwieg er sich zunächst aus.

Schuss

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Der albanischstämmige Mazedonier war mit 14 Jahren mit seiner Familie nach Niederösterreich gekommen. Seine Maurerlehre konnte er nicht beenden - denn er wurde aus Österreich abgeschoben. Der Mann hielt sich dann aber immer wieder illegal vorwiegend in Wien auf, hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, wurde wiederholt straffällig. Er
soll dann seinen Jugendfreund Nuri N. - die beiden besuchten in ihrer Heimat dieselbe Volksschule - dazu überredet haben, gemeinsam Banküberfälle zu begehen.

Das Duo, das teils auch in verschiedener Besetzung mit fünf weiteren Komplizen unterwegs war, war bei den Überfällen immer mit Pistolen bewaffnet. Dass sie vor deren Einsatz nicht zurückschreckten, zeigte sich am 20. September 2006: Ein Radler verfolgte nach einem Überfall das Fluchtauto der Räuber. Diese schossen auf ihn. Die Kugeln trafen nur einen parkenden Pkw. Im Wagen der Täter wurde später aber ein Sweater mit DNA-Spuren sichergestellt.

Abgesehen hatten es die Räuber fast nur auf Filialen der Ersten (21 Fälle) - weil sie dachten, der Name bedeute, es handle sich um die größte und reichste Bank Österreichs. Nur mit zwei Ausnahmen (Wr. Neudorf, Graz) wurden alle Überfälle in Wien begangen.

Lebensbeichte

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Wenige Tage nach H.s Festnahme schlug Nuri in Liesing alleine zu. Die Polizei hatte schon Hinweise aus dem Ausland gehabt, dass ein Bankräuber Komplizen suche. Doch dann war zunächst Ruhe.

Bis am 31. Jänner diesen Jahres eine Sparkasse in Graz überfallen wurde. Anhand von Fotos der Wiener Kripo aus einer Drogenobservation stellten die steirischen Kollegen bald fest, dass es sich bei diesem Täter vermutlich um Nuri N. handelt. Und sie fanden heraus, dass sich der Gesuchte in Berlin aufhält. Dort wurde N., der mit mindestens 16 verschiedenen Identitäten aufgetreten sein soll, am 6. Februar festgenommen.

Vor Kurzem wurde er nach Österreich ausgeliefert, schweigt sich aber bei den Einvernahmen zu den Vorwürfen aus. Anders sein Freund und Partner: Der legte bei neuerlichen Einvernahmen in der Strafanstalt Stein-Krems vor einigen Monaten schon seine "Lebensbeichte" ab.

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