KURIER im Libanon: Bundesheer beginnt seine gefährlichste Mission

Vier Jahre später, 1978, wurde ein Bundesheer-Kontingent im benachbarten Libanon stationiert. Derzeit befinden sich 170 Soldaten dort.
KURIER-Lokalaugenschein: Österreichische Soldaten wurden in den Libanon in einen gefährlichen Einsatz gegen die Hisbollah geschickt.

KURIER-Lokalaugenschein im Libanon: Es riecht an allen Ecken nach Krieg, die Menschen haben Angst. In der Nacht landeten 154 österreichische Soldaten in Beirut. Für sie beginnt eine gefährliche Mission. Sie sollen die UNIFIL-Truppe (United Nations Interim Force in Lebanon) im Südlibanon im Kampf gegen die vom Iran gesteuerten Hisbollah-Milizen unterstützen.

Der 57-jährige Libanese Khalil ist abgebrüht. Er hat Bürgerkriege und israelische Bombardements erlebt. Aber jetzt zittert er wieder. Jeden Moment könnte es krachen: Ausgelöst von den Syrern, wo das Assad-Regime seinen Todeskampf führt, oder von der Hisbollah, oder von den Israelis, oder von allen gleichzeitig.

Sperrgebiet

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Die Fahrt von Beirut ins Sperrgebiet südlich des Litani-Flusses ist nicht leicht zu organisieren. Man braucht Genehmigungen. Und kaum ein Beiruter ist derzeit bereit zu chauffieren. Khalil traut sich das zwar zu. Er kann aber seine Nervosität nicht verbergen und trommelt ständig mit den Fingern auf die Tischplatte. Die Fahrt zum UNIFIL-Stützpunkt nach Naqoura sei kein Problem, auch gar nicht gefährlich. "Da nehmen wir aber den Toyota, nicht den Mercedes."

Sind die Straßen schlecht? "Nein, der Toyota wird nicht überfallen." Khalil zeigt sich erleichtert, als er erfährt, dass keine große Kameraausrüstung, sondern nur eine kleine Taschenkamera dabei ist. Denn Journalisten mögen die Leute im Landessüden nicht. Beschwörender Nachsatz: "Und erzählen sie bloß niemandem, wo sie hinfahren wollen - überhaupt niemandem."

Im Kofferraum liegt eine Schachtel mit 500 Gewehrpatronen. Die brauche er bei der Jagd, erzählt Khalil. Er sei ein begeisterter Jäger, auf Vögel und so. Was sonst noch im Kofferraum liegt, will er nicht besprechen.

Palästinenserlager

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Die Dichte der Checkpoints der libanesischen Armee nimmt Richtung Süden zu. Nach einigen Kilometern kommt das erste Palästinenserlager. Dort leben Zehntausende Menschen unter prekären Umständen. Ein Posten der Armee mit Schützenpanzern und einer Flugabwehrkanone soll sie in Schach halten. Khalil mag sie nicht. Die Palästinenser in dem Lager seien unberechenbar.

Knapp vor der israelischen Grenze stehen wir vor dem UNIFIL-Stützpunkt Naqoura. Es ist eine ebenso pittoreske wie trostlose Stahlbetonfestung, die sich in die Landschaft gefressen hat. Dahinter verbirgt sich das Kommando und die Logistikbasis jener Truppe, die mit Panzern, Artillerie und Seestreitkräften die Hisbollah unter Kontrolle halten soll. Auch die Österreicher kommen hier unter.

Propaganda

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Khalil ist trotz der beeindruckenden Szenerie skeptisch, ob die UNIFIL-Truppe hier ihren Auftrag erfüllen kann. Wer hier wirklich das Sagen hat, sieht man auf Plakatwänden und Lampenmasten. Die sind voll mit Hisbollah-Fahnen und den Gesichtern der gefallenen "Märtyrer". Dazwischen wirbt die libanesische Armee um Kinder.

Je näher man dem UNIFIL-Camp kommt, umso dichter wird die Propaganda. Ganz in der Nähe bietet auch ein Uniformhändler seine Ware an. Zynisch ausgedrückt: Vor den UNO-Toren gibt es die aktuelle Mode für den nächsten Krieg. Khalil bleibt skeptisch, ob die UNIFIL hier erfolgreich sein wird. Doch das interessiert die Menschen in der Hauptstadt Beirut ohnehin nicht. UNIFIL-Soldaten sieht man dort nicht. Im Gegensatz zum benachbarten Syrien trauen sich die UNO-Soldaten im Libanon in ihrer Freizeit nur in Zivil auf die Straße. Die Menschen in Beirut haben andere Probleme. Etwa mit syrischen Geheimpolizisten, die auf offener Straße Jagd nach syrischen Oppositionellen machen. Khalil: "Die machen bei uns, was sie wollen."

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