Kommission bestätigt Breivik-Gutachten

Kommission bestätigt Breivik-Gutachten
Mediziner hatten den Attentäter als nicht zurechnungsfähig eingestuft. Eine Haft dürfte Breivik nun erspart bleiben.

Eine norwegische Prüfungskommission hat das umstrittene Gutachten zur fehlenden Zurechnungsfähigkeit des Massenmörders Anders Behring Breivik bestätigt. Die Kommission aus Rechtsmedizinern erklärte am Donnerstag in Oslo einstimmig, sie habe "keine Anmerkungen" zu dem Gutachten von zwei Gerichtspsychiatern. Diese hatten Breivik Ende November als "psychotisch" und "paranoid schizophren" eingestuft und damit teilweise heftige Kritik im In- und Ausland ausgelöst.

Der 32-jährige Breivik hatte am 22. Juli bei zwei Anschlägen in Oslo und auf der Insel Utöya 77 Menschen getötet. Nachdem die Prüfungskommission keine Einwände gegen das Gutachten erhoben hat, gilt die Einstufung des Täters als unzurechnungsfähig für das Gerichtsverfahren im nächsten Jahr als sehr wahrscheinlich. Er könnte dann nicht zu Haft verurteilt, sondern ausschließlich auf Dauer in eine geschlossene psychiatrische Einrichtung eingewiesen werden.

Die Sicht des Vaters

Breiviks Vater bekannte indessen in einem Interview mit dem Stern, dass er sich an den Terroranschlägen indirekt mitschuldig fühle. "Wahrscheinlich wäre das alles nicht passiert, wenn ich mich mehr um Anders gekümmert hätte." Das letzte Mal hatte er demnach vor etwa sechs Jahren telefonischen Kontakt mit seinem Sohn. Anders Behring Breivik wuchs nach der Trennung seiner Eltern ohne seinen Vater auf, der im Sorgerechtsstreit unterlag. "An einer Vater-Sohn-Beziehung war ihm nie gelegen", sagt der Vater heute, "wir hatten keinerlei gemeinsame Interessen oder Themen." Er habe seinen Sohn weder als besonders politisch noch intellektuell in Erinnerung: "Wenn wir Trivial Pursuit spielten, konnte er jedenfalls kaum eine Frage beantworten."

Jens Breivik arbeitete in den neunziger Jahren selbst drei Jahre lang in dem Regierungsgebäude, das sein Sohn später zerstörte. Sein Sohn, den er in dem Interview als "schlimmsten Terroristen seit dem Zweiten Weltkrieg" bezeichnet. Dessen Bluttat sei eine Katastrophe - "für mein Land und für mich persönlich".

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