Kirchenreform: Schüller will zum Papst

Kirchenreform: Schüller will zum Papst
Helmut Schüller nimmt nach der päpstlichen Kritik seinen "Aufruf zum Ungehorsam" nicht zurück - er will mit dem Pontifex reden.

Die österreichische Pfarrerinitiative lehnt die Rücknahme ihres "Aufrufs zum Ungehorsam" ab und strebt nun einen Termin bei Papst Benedikt XVI. an. "Wir wollen gerne die Fragen, die der Papst uns stellt, dem Papst beantworten", sagte Obmann Helmut Schüller am Samstag. Der Papst hatte in der Chrisammesse am Gründonnerstag in Rom die Frage gestellt, ob Ungehorsam wirklich ein Weg sein könne, die Kirche zu erneuern.

Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn hatte die Pfarrerinitiative daraufhin aufgefordert, ihren "Aufruf zum Ungehorsam" zurückzunehmen. "Das Wort Ungehorsam kann so nicht stehen bleiben", so der Wiener Erzbischof im ZIB-2-Interview. Es brauche hier "eine öffentliche Klärung und ich denke, wir müssen sie bald angehen".

Schüller lehnt das allerdings ab. "Wir sehen in diesem Ungehorsam nichts Anstößiges", betont er. Schließlich hätten die Mitglieder der Initiative - rund 400 Priester - bei ihrem Weiheversprechen nicht gelobt, ihr Gewissen künftig nicht mehr zu betätigen. "Ein Gehorsam ohne Gewissen ist ein gefährlicher Gehorsam", sagte Schüller. Außerdem verwies er darauf, dass auch das Zweite Vatikanische Konzil, das die Kirchenreform der 1960er Jahre einleitete, mit einem Akt des Ungehorsams der teilnehmenden Bischöfe begonnen habe, die sich geweigert hätten, vom Vatikan vorbereitete Dokumente zu unterschreiben.

 

Zwei Abweisungen

"Wir lassen uns da nicht ins Bockshorn jagen", betont Schüller. Er verweist darauf, dass man bereits zweimal versucht habe, mit dem Papst in Kontakt zu treten - sowohl bei seinem Wien-Besuch 2007 als auch in Rom 2009 -, aber abgewiesen worden sei. Nun habe der Pontifex Fragen an die Pfarrerinitiative gestellt - und "wenn jemand Fragen stellt, dann wir er wahrscheinlich Antworten hören wollen", glaubt Schüller. "Ich weiß nicht, woher die Nervosität der Bischöfe da kommt."

Ein mögliches positives Zeichen sieht Schüller in den jüngsten Aussagen des Linzer Bischofs Ludwig Schwarz über Mitspracherecht bei Bischofsernennungen und Zölibat. "Das könnte ein Anfang sein, aber wir arbeiten nicht mit Mutmaßungen. Wenn ein Bischof in die selbe Richtung denkt, soll er es bitte laut sagen", betonte Schüller.

Außerdem stößt sich Schüller daran, dass die Kirchenführung das Thema ausgerechnet zu Ostern aufs Tapet bringt, wo die Priester in ihren Gemeinden im Dauereinsatz sind. Schließlich sei der Pfarrerinitiative von ihren Kritikern wiederholt vorgeworfen worden, den Glauben mit ihren Anliegen zu überdecken, und werde man ausgerechnet zum Osterfest damit konfrontiert.

Hintergrund

Kirchenreform: Schüller will zum Papst

In seiner Predigt bei der Chrisam-Messe mit 3000 Priestern in Rom am Donnerstag sprach der Papst den Aufruf "einer Gruppe von Priestern in einem europäischen Land" an. "Wir wollen den Autoren dieses Appells glauben, dass sie von Sorgsamkeit für die Kirche bewogen sind, dass sie überzeugt sind, die Trägheit der Institutionen mit drastischen Mitteln in Angriff zu nehmen, um neue Wege zu öffnen. Ist Ungehorsam allerdings ein Weg?", fragte Benedikt XVI.

Er warnte vor der Gefahr, dass die Pfarrer-Initiative lediglich "einen verzweifelten Drang" darstelle, die Kirche nach eigenen Wünschen und Ideen umzuwandeln. Dieser Weg sei jedoch nicht mit der Haltung Jesus` konform. Jesus sei es „um den wahren Gehorsam“ gegangen, der "gegen die Eigenwilligkeit des Menschen" gerichtet sei.

Die österreichische Pfarrerinitiative - sie wird von mehreren hundert Priestern offiziell  unterstützt - ging vor einigen Monaten mit der Reformoffensive an die Öffentlichkeit. Dieser Forderungskatalog rief bei den konservativen Kirchen-Managern (nicht nur in Rom) heftige Reaktionen hervor. Selbst Kardinal Christoph Schönborn warnte damals vor einer "Kirchenspaltung". Für Kirchenrebell Schüller zeigte die kritische Gründonnerstagspredigt  von Papst Benedikt XVI. durchaus positive Signale: "Der Papst sieht offensichtlich für uns einen Platz in der Kirche. Das muss die konservativen Bischöfe nachdenklich machen."

Der "Aufruf zum Ungehorsam" soll auf den Priestermangel und die Lebenssituation vieler Gläubiger aufmerksam machen. Die Pfarrer-Initiative will, dass Verheiratete und Frauen zum Priesteramt zugelassen werden. Außerdem will sie Laien predigen lassen und Geschiedenen und Ausgetretenen die Kommunion spenden. Auch die österreichischen Bischöfe lehnen den Aufruf kategorisch ab. Der Grazer Bischof Kapellari warnte zuletzt vor Kirchenspaltung.

Ein Interview mit Caritas-Präsident Küberl zur Lage der Kirche lesen Sie hier.

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