"Kirchen-Rebell" verspricht für 2012 Offensive

"Kirchen-Rebell" verspricht für 2012 Offensive
Monsignore Helmut Schüller will die Kirche modernisieren. 400 Pfarrer und Tausende Gläubige sind seiner Meinung.

Bis Jahresende bleibt der Weihnachtsfriede aufrecht. Für 2012 kündigt "Kirchen-Rebell" Helmut Schüller – er ist auch Pfarrer in Probstdorf – eine breite Info-Kampagne an. Monsignore Schüller rief im Sommer mit der Pfarrer-Initiative "zum Ungehorsam" auf. Ziel: Kirche und Glaube zu modernisieren. Seitdem prallen Reformer und Konservative immer wieder aufeinander.

"Kirchen-Rebell" verspricht für 2012 Offensive

KURIER: Kardinal Schönborn kann Ihrer Forderung zur Öffnung der Kirche nichts abgewinnen. Ganz im Gegenteil. Er spricht von oberflächlicher Modernisierung.

Helmut Schüller: Ich weise diesen Vorwurf strikt zurück. Das ist eine Unterstellung.

Bei einer OEKONSULT-Umfrage stehen 76,5 Prozent der Gläubigen auf Reformer Seite. Für Sie ein Auftrag?

Die Signale der Basis sind sehr stark. Dieses aktive Interesse bestärkt uns.

Inwiefern? Wie wollen Sie die Reformen vorantreiben?

Wir starten 2012 eine Offensive. Da werden die Reformpunkte wieder in die Öffentlichkeit getragen. Wir fordern auch eine Aussprache zwischen Kirchenvolk und Bischöfen.

Stichwort Bischöfe. Sie vertreten die nationale Kirche in Rom. Sind Sie mit der Arbeit unserer höchsten kirchlichen Würdenträger zufrieden?

Sie können nicht so tun, als wären sie Befehlsempfänger. Unsere Bischöfe schöpfen ihre Möglichkeiten nicht aus.

Laut Umfrage fordern 80 Prozent der 4000 Priester die Abschaffung des Pflichtzölibats. Würde das Ende des Zölibats die Nachwuchssorgen beim Priesterberuf lösen?

Es würde die Berufswahl erleichtern. Und mehr Lebenserfahrung in die Seelsorge bringen. Wer unbedingt zölibatär leben möchte, kann es ja. Siehe etwa das Mönchsversprechen in den Orden.

55.000 erwartete Kirchenaustritte 2011. Kommt die Kirche aus der Mode?

Die Gläubigen sind enttäuscht, wütend und verärgert über den Stillstand. Auch der Kirchenbeitrag spielt eine Rolle. Glaube und Kirche brauchen sich nicht zu verkaufen. Es geht darum, wie wir uns aufstellen, wie wir mit Menschen sprechen. Darum die Info-Kampagne 2012.

Ihnen und der Initiative wurde mit Kirchenausschluss gedroht. Sind die Konsequenzen noch aufrecht?

Ich habe nichts mehr davon gehört. Das bedeutet eine große Genugtuung.

Die Pfarrer-Initiative bekommt im April 2012 den Preis der Schweizer Herbert-Haag-Stiftung verliehen. Ein Motivationsschub?

Natürlich. Denn der Preis steht für "Freiheit in der Kirche". Unsere Reformambitionen sind somit international bekannt und anerkannt.

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