Kirche als Konsumtempel

Kirche als Konsumtempel
Mit dem lieben Gott beim Italiener: Wie heilig sind der Kirche ihre Gotteshäuser noch? Nicht ganz so heilig. Zumindest legt dies ein Blick über die österreichischen Grenzen hinweg nahe.

In den Niederlanden sind Shoppingcenter längst in Gotteshäuser eingezogen. Die Holländer verkauften zuletzt knapp 100 Kirchen pro Jahr. Es entstanden Supermärkte, Diskotheken und Lokale, wo zuvor Taufen, Hochzeiten und Messfeiern abgehalten wurden. Gotteshäuser wichen vielerorts Konsumtempeln.

In Großbritannien wirbt der Immobilienmakler "Our Property" mit "Leben wie im Himmel" und mit zu Eigenheimen umgestalteten Sakralbauten. Doch Vorsicht ist geboten, heißt es auf der Webseite: Oft fehlen zwischen Hochaltar und Orgelampore Anschlüsse für Waschmaschinen und Co. In Huddersfield, England, feiern Studenten wiederum in Milton Hall, der ehemaligen viktorianischen Kirche, ihre ausgelassenen Studentenfeste. Und selbst aus so mancher deutschen Kirche ist Gott schon lange ausgezogen. Laut Tagesanzeiger zählte die katholische Kirche in Deutschland im Jahr 2008 ganze 600 Kirchengebäude, die zweckentfremdet wurden. In Mecklenburg-Vorpommern wurde eine evangelische Kirche zur Sparkassen-Filiale umgebaut. Und jeder zweite veräußerte Sakralbau wird zum Mehrfamilienhaus. Objekte gibt es ab 70.000 Euro.

Im Land der Dome Hierzulande, in Österreich , sind wenige Beispiele für zweckentfremdete Kirchen bekannt. Im steirischen Fohnsdorf zog eine Designerin in eine ehemalige evangelische Kirche ein. In den 90ern enterte auch Haubenkoch Toni Mörwald ein niederösterreichisches Kirchenschiff. In Wien wiederum wird in einer ehemaligen Kapelle aufgekocht. Im Catedral in der Schleifmühlgasse gibt’s keine Hostien, dafür umso köstlichere Spaghetti.

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