"Kanzler Faymann muss in den Infight mit der ÖVP"

2002 trat ZiB-Moderator Josef Broukal für die SPÖ bei der Nationalratswahl an. Sein Traum, Wissenschaftsminister zu werden, erfüllte sich nicht.  
Der Ex-SP-Wissenschaftssprecher Josef Broukal zur Finanzierung der Universitäten.

Es wird nur herumgeredet, nicht gehandelt." So bewertet Josef Broukal, einstiger Wissenschaftssprecher der SPÖ, die Uni-Politik der Regierung. Vor allem der Kanzler müsse endlich aktiv werden: "Werner Faymann geht mit der ÖVP auf Konfrontationskurs in Sachen Wehrpflicht, er geht auf Konfrontationskurs in Sachen Vermögenssteuern. In Sachen Unis ist davon nichts zu spüren. Da muss er genauso in den Infight mit dem Koalitionspartner."

Wolle die SPÖ, "dass die Türen für alle an allen Unis offenstehen, hat sie auch für die Finanzierung sorgen", sagt Broukal dem KURIER. "In Skandinavien gehen ganze Jahrgänge an die Uni. Wenn die SPÖ das auch in Österreich möchte, müssen die Finanzmittel dafür her."

Cent & Euro

Dazu müsste sie eruieren, wie viel Geld tatsächlich nötig ist: "Schon 2007 habe ich der ÖVP und den Rektoren eine Studienplatzfinanzierung vorgeschlagen. Bis heute wurde nicht berechnet, wie viel ein Studienplatz kostet. Die Rektoren appellieren nur immer allgemein an die Politik, sie bräuchten so und so viele Millionen mehr." Faymann sollte den Uni-Chefs eine Frist setzen: "Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt habt ihr konkrete Zahlen zu liefern - auf Cent und Euro; dann muss der Rechnungshof diese Zahlen prüfen, dann muss die SPÖ sagen, wie das zu finanzieren ist."

Wie steht Broukal zu Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren? "Zugangshürden und Numerus clausus lehne ich ab. Es gibt ja schon eine Studieneingangsphase." Vorstellbar ist für ihn lediglich das australische Modell: "Ein Student bekommt einen zinsenfreien Kredit, den er nur dann zurückzahlt, wenn er als Berufstätiger ein entsprechend hohes, also akademisches Einkommen hat, etwa als Arzt oder Techniker." Das müsste in zivilrechtlichen Einzelverträgen mit dem Staat geregelt sein - "damit nicht unter einer neuen Regierung die Regeln, etwa die Einkommensgrenzen, geändert werden". Denkbar ist für Broukal dieses Modell aber nur dann, "wenn die Unis dieses Geld zusätzlich bekommen. Das staatliche Budget dürfte nicht um diesen Beitrag gekürzt werden, wie das die Minister Gehrer und Grasser gemacht haben, als es Studiengebühren gab."
Auch die jetzige ÖVP kommt bei Broukal nicht gut weg: "Wissenschaftsminister Töchterle hat kürzlich gesagt, es müsse ja nicht jeder studieren. Man könne ja auch als Handwerker glücklich sein." So eine Botschaft habe er aus dem Munde eines Schwarzen seit zehn Jahren nicht gehört.
Als Kapazitätsentlastung regt Broukal eine Fern-Universität für Geistes- und Wirtschaftswissenschaften an: "Studenten und Lehrpersonal kommunizieren über das Internet. Eine gewisse Präsenz an dieser Uni sollte es aber schon geben. Man kann ja nicht Jahr und Tag allein in einem entlegenen Tal am PC seinen Magister machen."

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