Kabul: Taliban griffen British Council an

Kabul: Taliban griffen British Council an
Taliban-Kämpfer verübten Freitagfrüh in der afghanischen Hauptstadt einen Doppelanschlag. Neun Menschen kamen ums Leben.

Als demonstratives Signal zum afghanischen Unabhängigkeitstag hat ein Selbstmordkommando der Taliban am Freitag einen Anschlag auf das britische Kulturzentrum in Kabul verübt. Dabei wurden nach Polizeiangaben ein ausländischer Soldat und acht afghanische Polizisten getötet, mindestens zehn Menschen wurden verletzt. Zu dem Anschlag bekannten sich die Taliban.

Im Gebäude des British Council versuchten Sicherheitskräfte stundenlang, die Angreifer zu überwältigen, die sich im Gebäude verschanzt haben. Es war befürchtet worden, dass sich im Gebäude auch noch Ausländer aufhielten. "Daher wollen wir derzeit keine ernsthaften Maßnahmen ergreifen", sagte ein Sprecher der Kabuler Polizei gegen Mittag. Am Nachmittag verlautete aus dem Innenministerium, dass sich noch ein Angreifer im kugelsicheren Kellerbereich des Hauses im Viertel Karte-Paran in der Innenstadt verbarrikadiert habe. Etwas später erklärte der britische Botschafter in Kabul, dass der Angriff beendet sei. William Patey fügte hinzu, dass alle Angreifer getötet wurden.

Jahrestag

Afghanistan begeht am Freitag unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen den 92. Jahrestag der Unabhängigkeit von der früheren Kolonialmacht Großbritannien. Die Taliban nutzten dies zu einer Demonstration der Stärke: Einer ihrer Sprecher erklärte, die Organisation habe eine Botschaft dazu an die afghanische und an die britische Regierung gesandt. "Dieser Angriff ist eine Botschaft der Taliban an die britischen Invasoren anlässlich des Unabhängigkeitstages, an dem sie vor 92 Jahren gegen die tapferen Mujaheddin verloren", sagte Talibansprecher Zabihullah Mujahid per Telefon von einem unbekannten Ort aus. "Wir erinnern sie jetzt daran, dass wir wieder von allen Ausländern unabhängig werden, insbesondere von den Briten."

Das Außenministerium in London teilte mit, alle betroffenen britischen Staatsbürger seien unverletzt und in Sicherheit. Das Londoner Außenamt verurteilte die Tat und betonte: "Es ist eine traurige Tatsache, dass ein wieder einmal Afghanen bei einem Angriff auf die Internationale Gemeinschaft getötet wurden." Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle zeigte sich "entsetzt über den brutalen Anschlag".

Doppelanschlag

Kabul: Taliban griffen British Council an

Ein Angehöriger einer afghanischen Spezialeinheit am Tatort sagte einem Reporter der dpa, unter den Toten seien zwei Wachmänner des British Council, ein Polizist und ein Zivilist. Ein Mitarbeiter des Geheimdienstes NDS am Anschlagsort sagte, ein erster Angreifer habe sich kurz vor Morgengrauen in seinem mit Sprengstoff beladenen Wagen vor dem Tor des British Council in die Luft gesprengt. Damit habe er seinen Mitkämpfern Zugang zu dem Gelände verschafft. Dieser griff dann das British Council zu Fuss an und gelangte in das Gebäude, wo er eine Sprengstoffweste zündete, wie ein Sprecher des Innenministeriums mitteilte.

Das Land gehörte zwar nie zum britischen Imperium. Die Briten erkannten vor 92 Jahren nach dem dritten Afghanisch-Britischen Krieg in einem Abkommen aber endgültig die Unabhängigkeit an. Mit 9.500 Soldaten ist Großbritannien der größte Truppensteller in Afghanistan nach den USA. Der British Council ist Großbritanniens internationale Organisation für Bildung und Kultur.

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