Janukowitschs Wiener Vermieter

Janukowitschs Wiener Vermieter
Die Residenz des Präsidenten ist im Besitz einer Wiener Firma – eine von vielen rätselhaften Geschäftsbeziehungen mit Österreich.

Kein Kommentar zu unseren Beteiligungen!" Was seine Geschäfte in der Ukraine anbelangt, gibt sich Johann Wanovits auch gegenüber dem KURIER wortkarg. Überraschend, immerhin handelt es sich ja um eine stattliche Immobilie, die die von dem Österreicher geführte Firma EURO EAST über Umwege dort besitzt: die Residenz des ukrainischen Staatspräsidenten Viktor Janukowitsch.

Die Anlage in Meschygirja an einem See bei Kiew ist unter dem umstrittenen Präsidenten massiv ausgebaut worden: zu einem riesigen Komplex mit Reitanlage, Helikopter-Landeplatz, Yachthafen – das Ganze hinter sechs Meter hohen Mauern versteckt. Doch anders als die meisten Staatschefs lebt der Präsident hier nur als Mieter. Denn Meschygirja, einst Staatseigentum, ist privatisiert und gehört heute einer Firma in Kiew namens Tantalit. Diese Firma aber gehört zur Gänze der EURO EAST, und damit dem Österreicher Johann Wanovits.

Im Visier der Ermittler

Der Finanzexperte war in letzter Zeit oft in den Medien, und das zu einem unerfreulichen Thema. Gegen Wanovits ermittelt die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit einem Skandal bei der heimischen Telekom, der sogenannten Kursmanipulationsaffäre aus dem Jahr 2004. Damals schoss der Kurs der Aktie plötzlich unerklärlich in die Höhe und ermöglichte so, im letzten Moment, die Auszahlungen von Millionen an Bonuszahlungen an den damaligen Vorstand. Wanovits, für den die Unschuldsvermutung gilt, soll an dieser Kursmanipulation nach Medienberichten maßgeblich beteiligt gewesen sein.

Seine EURO EAST jedenfalls, die ihren Sitz in einem unauffälligen Haus im fünften Wiener Bezirk hat, ist durch die Immobilien in der Ukraine weder reich noch besonders groß geworden. Sie hat Millionen an Verbindlichkeiten und zugleich laut Firmenbuch keinen einzigen Angestellten.

Spur nach London

Die Spur der präsidialen Residenz endet nicht in Wien. Die EURO EAST hat wiederum andernorts Miteigentümer: eine Gesellschaft namens Blythe mit Sitz in London. Dieser Sitz ist, wie die ukrainische Tageszeitung Ukrainska Pravda recherchierte, ähnlich unauffällig wie der von Wanovits’ Wiener Firma. Dort gibt es nicht einmal Schilder am Eingang. Von London aus dreht sich das Firmenkarussell weiter. Denn die Blythe wiederum hat einen Direktor mit österreichischer Staatsbürgerschaft namens Reinhard Proksch. Der Sitz von dessen Firma befindet sich allerdings in Liechtenstein. Und zurück in die Ukraine Von der dortigen Firmenadresse in Vaduz führen die Spuren wieder zurück in die Ukraine. Denn Prokschs Firma ist wiederum einziger Gesellschafter einer österreichischen Firma namens Activ Solar, und die investiert ihr Geld in ein Werk zum Bau von Solaranlagen in der Ukraine. Ein Investment übrigens, dem sich Präsident Janukowitsch in seinem eigenen Buch ausführlich gewidmet hat. Außerdem genießt dass ukrainische Werk großzügige staatliche Förderungen.

Ein dichtes Firmennetzwerk also, über dessen wirtschaftlichen Zweck niemand wirklich Auskunft geben will und über das nur äußerst heikle Spekulationen existieren. Die Reporter der Ukrainska Pravda jedenfalls meinen, dass das gesamte Firmenkarussell nur geschaffen wurde, "um die echten Besitzer zu verbergen". Über die will auch Präsident Janukowitsch nicht wirklich Auskunft geben. "Wenn Sie Besitzer suchen", antwortete er Reportern, "dann suchen Sie. Ich bin sicher, dass sie gefunden werden. Manchmal kommen sie in die Ukraine."

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