Flüchtlingsdramen vor libyscher Küste

Die am Freitag Geretteten konnten über ihre grauenvollen Erlebnisse nicht sprechen.
In den vergangenen zwei Tagen sind 39 Leichen an Bord von Flüchtlingsbooten im Mittelmeer geborgen worden. Die Einsätze werden immer gefährlicher

Eine traurige Bilanz zieht die italienische Küstenwache nach einer intensiven Einsatzwoche: Am Donnerstag konnten vor der lybischen Küste 39 Flüchtlinge nur mehr tot geborgen werden. Auf einem der havarierten Schlauchboote befanden sich 21 tote Frauen und ein Kind. "Die Überlebenden haben mehrere Stunden lang mit den Leichen verbracht. Sie waren zu geschockt, um über die Ereignisse zu berichten. Es ist noch unklar, wie die Frauen gestorben sind", erklärte der „Ärzten ohne Grenzen“ -Einsatzleiter der Rettungsaktion im Mittelmeer, Jens Pagotto. Es wird vermutet, dass die Flüchtlinge, die sich im Motorraum des Bootes befanden, an den Auspuffgasen erstickt sind.

Die Rettungsschiffe sind im Dauereinsatz. In den vergangenen Tagen gelang es bei insgesamt acht Missionen der Küstenwache und Hilfsorganisationen 4000 Flüchtlinge sicher an Land zu bringen. Die Überfahrten finden laut Rettungskräften unter immer gefährlicheren Umständen statt. Die Boote verfügen über wenig Benzin, es gibt kaum Wasser und Nahrung an Bord. Die Mittel reichen meist nur für wenige Stunden auf hoher See aus. „Um weitere Tragödien zu vermeiden haben wir unsere Rettungseinsätze verstärkt in die Nähe der lybischen Gewässer verlegt“, berichtet ein „Ärzte ohne Grenzen“-Sprecher.

Das italienische Innenministerium und die Internationale Organisation für Migration (IOM) starten in Kürze die Informationskampagne „Aware Migrants“. Dabei soll vor den Gefahren einer Durchquerung der Wüste sowie einer Überfahrt über das Mitteleer gewarnt werden. Berichte über jene, die auf der Flucht Opfer von Gewalt und Missbrauch werden oder ihr Leben verlieren, sollen als Abschreckung dienen.

NGOs betrachten die Kampagne kritisch: „Die Antwort auf die Krise ist völlig unzureichend. Die aktuelle Politik die Leute fernzuhalten, funktionierte bisher nicht.“ Laut Schätzungen sind in den vergangen zweieinhalb Jahren rund 10.000 Menschen bei der Überfahrt über das Mittelmeer nach Italien gestorben.

Kommentare