Iran: "Letzte Chance für Diplomatie"

Iran: "Letzte Chance für Diplomatie"
In Istanbul werden die Atomverhandlungen mit dem Iran wieder belebt. Ein Scheitern könnte fatale Folgen haben.

Was bei den am Samstag beginnenden Gesprächen in der türkischen Metropole auf dem Spiel steht, brachte ein ausländischer Diplomat in Teheran auf den Punkt: "Istanbul ist in der Tat die letzte Chance für Diplomatie, denn der Westen wird sich nach fast zehn Jahren nicht mehr auf weitere nutzlose Verhandlungen einlassen." Bei einem Scheitern droht ein Militärschlag Israels gegen die iranischen Atomanlagen und möglicherweise ein Flächenbrand in der ganzen Region.

Die Chancen auf einen Durchbruch sind aber gering: Die USA, Frankreich, Großbritannien und Deutschland fordern die Schließung der Atomanlage in Fordo sowie den Stopp der Urananreicherung. Auch Russland und China wünschen mehr Kooperation der Iraner.

Präsident Mahmoud Ahmadinejad hat aber angekündigt: "Auch falls sich die ganze Welt gegen uns stellt, setzen wir unseren Atomkurs fort – und keiner kann uns stoppen." Trotzdem will der Iran eine Lockerung der Sanktionen erreichen.

Türkei: Mehr als nur Gastgeber

Die Türkei spielt bei den Gesprächen mehr als nur eine Gastgeber-Rolle. Das Luxushotel "Ciragan Palace Kempinski" am Bosporus, wo sich die Verhandler treffen, ist Sperrzone, die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm.

"Wir können mit allen reden und sind aktiv an einer Lösung beteiligt", sagen Diplomaten in Ankara. Der mächtige Mann in der regierenden AKP, Erdogans Vize Hüseyin Celik, wird im Gespräch mit EU-Journalisten noch klarer: "Für uns ist der Iran seit Jahrzehnten ein wichtiger Partner, allerdings sind die politischen Regime völlig gegensätzlich. Es ist unser größtes Interesse, dass der Iran sein Atomprogramm nicht für die Herstellung von Massenvernichtungswaffen benützt, sondern nur zu friedlichen Zwecken."

Die Partei-Stimme von Premier Recep Tayyip Erdogan nach außen ist aber nicht sehr laut, wenn es um die Frage geht, ob der Iran nur auf Zeit spiele: "Wait and see", ist seine Antwort. Er appelliert an die Staatenwelt, nicht nur die atomare Aufrüstung des Iran im Auge zu haben, sondern den stärker werdenden Einfluss der Schiiten im Mittleren Osten zu bekämpfen.

Die Türkei will eine friedliche Lösung im Atomstreit: Nach den Problemen mit Syrien will sich Ankara nicht noch weitere Schwierigkeiten mit einem Nachbarland aufhalsen, die Türkei hat eine gemeinsame Grenze mit dem Iran von rund 650 Kilometern. Die türkische Wirtschaft ist von den iranischen Öllieferungen abhängig.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund

Kommentare