Iraks "Garten Eden" blüht wieder auf

Iraks "Garten Eden" blüht wieder auf
Irak: Saddam legte das Marschland am Zusammenfluss von Euphrat und Tigris einst aus Rache trocken.

In diesem sumpfig-heißen Marschland soll alles seinen Ausgang genommen haben - der Garten Edens, so will es die Legende, soll sich am Zusammenfluss von Euphrat und Tigris befunden haben, im Süden des Irak, wo schon seit Jahrzehnten alles andere als paradiesische Zustände herrschen. Doch nach dem Rachefeldzug von Ex-Diktator Saddam Hussein gegen die Bewohner der Region blüht der Garten jetzt wieder auf. Ein kleine Erfolgsstory aus dem ansonsten so geschundenen Zweistromland.

Mit Ruhe und Gelassenheit schneiden Frauen und Männer das meterhohe Schilf, die Bündel landen in einfachen Booten. Daneben wirft ein Bub sein Fischernetz aus. Unbeeindruckt davon schlagen sich Wasserbüffel den Magen voll. Idylle pur

Wasser abgegraben

Doch das war nicht immer so. Weil die dortigen "Marsh Arabs" im ersten Golfkrieg 1991 die Amerikaner unterstützt hatten, sann Saddam danach auf Rache und machte ihnen die Hölle heiß - im Wortsinn. Der Tyrann ließ unzählige Dämme sowie Drainage-Systeme bauen und grub damit der Bevölkerung das Wasser ab. Bis Mitte der 1990er-Jahre wurde die Region zu 95 Prozent entwässert. Die Sumpfgebiete verwandelten sich in eine Wüste. Die Menschen verloren weitgehend ihre Existenzgrundlage.

Nach Saddams Sturz sprengten die "Marsh Arabs" die Dämme, das Wasser folgte wieder seinem alten Lauf. Damit kamen auch Vögel, Fische, die Wasserbüffel und die weggezogenen Familien zurück. 3500 der ursprünglichen 10.000 stehen wieder unter Wasser, auf 7000 Quadratkilometer soll die irakische Oase noch anwachsen, deren Menschen primär vom Verkauf des Schilfes leben.

"Doch dieses Projekt ist gefährdet", warnt Ulrich Eichelmann von der Umweltorganisation Eca-Watch, der die Region kürzlich bereiste. Durch Staudämme und Bewässerungsanlagen sei der Euphrat schon total versalzt. Und der Tigris führt nur noch ein Drittel der Wassermenge, die er führen sollte. "Für diese Verknappung sind vor allem die Türken verantwortlich, die im Oberlauf ein Wasserkraftwerk nach dem anderen errichten", sagt Eichelmann im KURIER-Gespräch. Sollte jetzt auch noch die umstrittene Ilisu-Staustufe bei Hasankeyf realisiert werden, würden nicht nur weite Teile der Stadt, die auf eine 10.000-jährige Geschichte zurückblicken kann, in den Fluten versinken, betont der Umweltschützer, "auch der Garten Eden würde buchstäblich verwüstet werden".

TIPP: Im März läuft der Film "Climate Crimes - Umweltverbrechen im Namen des Umweltschutzes" an. Der Streifen beleuchtet die Lage in dem südirakischen Marschland.

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