Eva Glawischnig: Mit Hundefutter auf Fischjagd

Warten auf die Karpfen: Eva Glawischnig fischt neuerdings
Die Chefin der Grünen ist seit Kurzem Fischerin. "Schuld" sind ihre Söhne – und der Nachbar.

Zehn Uhr Vormittag – und sie hat zum zweiten Mal nasse Haare. Eigentlich beginnt man Geschichten über Politikerinnen ja nicht mit der Frisur, aber bei Eva Glawischnig darf man das, zumindest in diesem Fall.

Zunächst einmal sieht die Chefin der Grünen solche Sachen nämlich grundsätzlich locker. Und außerdem stimmt es ja: Sie war heute schon zwei Mal schwimmen. "Am See stehen mein Mann und ich um fünf Uhr Früh auf. Die Kinder schlafen noch, und während die Sonne aufgeht, schwimmen wir eine Runde und machen uns dann eine Tasse Kaffee", sagt sie. Für einen "Wassermenschen" (Glawischnig über Glawischnig) ist es normal, im Bikini und mit nassen Haaren auf der Terrasse zu sitzen.

Wir sind an einem niederösterreichischen Schottersee. Zwei Strandliegen parken auf dem Rasen, ein steinalter Baum steht daneben, und von jedem Platz des kleinen Grundstücks aus sieht man auf das türkise Wasser. Wo genau das kleine Paradies mit seinen bunten Booten und hölzernen Stegen zu finden ist, darf leider nicht erzählt werden – Morddrohungen. Die Zorngetriebenen speien ihre Todes- und Folter-Fantasien mittlerweile selbst gegen Glawischnigs Söhne. 10 und 7 Jahre sind die beiden, der Hass ist ein Jammer, aber genug davon.

Zurück zu Erfreulicherem, zurück zum See.

Warten auf die Karpfen

Zwischen April und Oktober wohnen die Glawischnigs de facto auf der Terrasse am Ufer, man pendelt in die Stadt. Das Wasser ist klar, voll mit Getier, und damit sind wir beim eigentlichen Thema dieses Vormittags: dem Fischen.

Seit knapp zwei Jahren ist Eva Glawischnig auch Mitglied des Niederösterreichischen Landesfischereiverbandes. Ja, die Chefin der Grünen, diese ausgewiesene Tier- und Natur-Bewahrerin, sitzt bisweilen am Steg ihres See-Domizils und wartet, bis die Karpfen anbeißen.

Ein Widerspruch? Nicht für die Wirtstochter, die am Millstätter See aufgewachsen ist: "Wer Fleisch und Fisch isst, und das tun wir mit Leidenschaft, der muss dazu auch stehen. Mir geht’s darum, dass die Tiere vor ihrem Tod ein gutes Leben haben. Und im Sommer fischen wir eben gerne, wenn wir uns nicht gerade im Supermarkt ein Bio-Hendl besorgen."

Wie erklärt sie dem Nachwuchs den blutigen Teil, das Töten, das Ausnehmen? Die Antwort ist vergleichsweise einfach: mit Respekt. Glawischnig: "Wir bedanken uns beim See und beim Fisch, dass wir so ein tolles Festessen bekommen."

Das neue Familienhobby sagt über die Wirtstochter auch eines: Für die Familie macht sie so ziemlich alles. "Ich habe die Angelprüfung vor allem für meine Söhne gemacht."

Nachbar Gerhard, offenkundig ein recht begabter Fischer, war es, der Glawischnigs Kinder mit dem Angel-Fieber infizierte. "Das Fischen löst bei ihnen einen richtigen Jagdtrieb aus", sagt Glawischnig.

Weil man mit zartem Alter von zehn Jahren aber noch nicht alleine die Angel führen darf, hat sich Mama Glawischnig erbarmt – und für die Fischerprüfung gebüffelt. "Ich gestehe, dass ich einiges auswendig gelernt habe – klassisch Juristin eben."

Was nicht heißen soll, sie habe die Ausbildung nicht genossen. "Die Vortragende war von der Uni für Bodenkultur. Und sie hat uns viel über Gewässerökologie und Tierkunde erzählt. Es war hochinteressant." Seither weiß Glawischnig, was das Brittelmaß ist (Größe der Fische, die man entnehmen darf) – und wie sich Hecht, Karpfen, Zander und Seesaiblinge bei dieser Größen-Frage unterscheiden.

Grillen und Paddeln

Die wirklich hilfreichen Praxis-Tipps kamen freilich vom bereits erwähnten Nachbarn Gerhard. "Er hat uns geraten, Hundefutter als Köder zu verwenden. Das funktioniert extrem gut."

Fehlt noch der angenehmste Teil der Fischerei: das Zubereiten. Der Gasgrill liegt in der Obhut von Glawischnigs Ehemann. Bleibt mehr Zeit, also meistens an den Wochenenden, werden die Fischzangen auch klassisch über die Kohle-Pfanne gehängt – damit die Karpfen dann so richtig "ausrinnen".

Zwei Stunden grillen die Fische dann am Rost vor sich hin, die eingeschnittene Haut ist mit Zitronen, Ingwer und jeder Menge heimischen Kräutern gefüllt.

Glawischnig zückt das Smartphone und zeigt Fotos. "Das Warten kann man sich ja mit Schwimmen oder am Paddle Board verkürzen."

Wie gesagt, Die Grünen-Chefin ist einfach ein Wasser-Mensch.

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