Grüne: Uni-Quotierung für Arbeiterkinder ist "entlarvend"
Die Koalition gab mit ihrem neuen Regierungsprogramm grünes Licht für Studienplatzfinanzierung. Eine solche Idee bedeutet aber auch, dass Österreichs Universitäten nur noch pro Studierenden finanziert werden. Da das Budget nicht unendlich ist, werden Zugangsbeschränkungen eingeführt. Wie solche Grenzen aussehen könnten und welche Studien betroffen sein werden, ist noch unklar. Derzeit laufen diverse Besprechungen, in denen unterschiedlichste Modelle diskutiert werden.
"Nach einem Aufnahmeverfahren könnten, sagen wir, 25 Prozent der Plätze für Personen reserviert sein, deren Eltern keine Matura besitzen."
Als Befürworter einer "kapazitätsorientierten Universitätsfinanzierung" gilt Oliver Vitouch, Präsident der Universitätenkonferenz (uniko) und Rektor an der Universität Klagenfurt. Im KURIER sagte das "Sprachrohr der österreichischen Universitäten" aber auch, dass er sich eine Quote für Kinder aus bildungsfernen Schichten vorstellen kann. "Nach einem Aufnahmeverfahren könnten, sagen wir, 25 Prozent der Plätze für Personen reserviert sein, deren Eltern keine Matura besitzen. Die restlichen 75 Prozent der Plätze würden dann rein nach Leistung besetzt", erklärte der Rektor im Streitgespräch mit Lucia Grabetz, Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH), die vor einer sozialen Ausgrenzung warnt.
Derzeit kommt laut Studierenden-Sozialerhebung (über alle Studien gerechnet) 39 Prozent der Studienanfänger an den Unis und Fachhochschulen aus einem Elternhaus ohne Matura, an den Unis allein liegt der Wert bei 33 Prozent. Bei 28 Prozent der Studienanfängern an Unis und FHs haben beide Elternteile einen akademischen Abschluss, der Anteil von Studienanfängern mit Eltern mit Matura liegt bei 33 Prozent.
Kritik von den Grünen
Kritik für ein solches Quotierungsmodell kommt von der grünen Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer. In einer Aussendung heißt es, dass der Vorschlag von Vitouch "entlarvend" sei. "Ganz offensichtlich ist Vitouch die sozial selektive Wirkung seiner Beschränkungsideen durchaus bewusst. Der uniko-Chef agiert nach dem Motto: zuerst Tausende aussperren, danach gnadenhalber ein paar 'Bildungsferne' doch noch reinlassen, damit es nicht ganz so schlimm ausschaut."
Für Maurer brauchen die Universitäten zum einen "mehr Mittel", zum anderen müsste die Studienwahl verbessert werden. Den Grünen schwebt seit geraumer Zeit eine allgemeinen Studieneingangsphase vor, in der Studienanfänger einerseits Themen vermittelt bekommen, die ohnehin in allen Studienrichtungen unterrichtet würden wie etwa Wissenschaftstheorie oder Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten und andererseits in manche Studien "hineinschnuppern". Das soll auch hochschulübergreifend möglich sein. "So vermeidet man Doppel- und Dreifachinskriptionen und damit Dropouts."
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